Reaktionen, Kleidung und Stil ist nicht das Ende vom Besen

Wie das so ist, als betroffene sucht man sich hier und dort die Informationen für den eigenen Werdegang zusammen. Ich fragte viel bei Gleichgesinnten und bei der Selbsthilfegruppe nach und erhielt die Infos die ich brauchte.

Inzwischen bin ich für andere ein Quelle genau dieser Informationen. Gealtert, gereift, gesiebt, auf den neuesten Stand gebracht bekommen Leidensgenossinnen von mir die Infos die sie brauchen.

Darüber komme ich mit sehr vielen Transsexuellen und deren Verwandten und Freunden in kontakt. Mir werden Fotos zugespielt oder wir sehen uns manchmal sogar in persona. Bei vielen, die das Gröbste schon hinter sich haben fällt mir immer wieder etwas sehr markant ins Auge. Diese Personen tragen eine Aussage mit aller macht vor sich her: „Ich habe mich lang genug für euch verstellt, ich breche jetzt mit allen Regeln und mache was ich will/mir gefällt“. Nur leider tun sie sich damit keinen gefallen. Absonderliche Frisuren, zu hohe Absätze und ein Kleidungsstil irgendwo zwischen 60er Hippie und Kindergarten wird dort mit stolz zur Schau gestellt. Sie wollen weiblich rüber kommen aber überschreiten die grenze zum Lächerlichen deutlich.

Wer hat diesen Personen gesagt, Frauen könnten alles tragen? Raus aus der Anzug-und-Krawatte-Schublade und rein ins blühende Leben? Was denkt ihr euch dabei?

Als reaktion dessen ernten sie natürlich komische Blicke, Gelächter oder gleich die ganze Aufmerksamkeit des amüsierten Pöbel. Und von mir einen Hinweiß darüber, dass sie sich mal beraten lassen sollten. Wozu denkt ihr gibt es eine Milliarde Frauenzeitschriften? Als Frau heisst es noch viel mehr als als Mann sich anzupassen, mit der Mode zu gehen und dabei seinen eigenen Typ zu berücksichtigen. Wer jetzt damit kommt ich würde von Klischees ausgehen macht sich was vor.

Es gibt Typ und Stilberatungen noch und nöcher. Für jede Körperform, egal wie hoch oder breit ist was dabei. Jedes Farbschema kann ausprobiert werden und der Stil will je nach Situation weise geplant werden.

Ihr wollt doch nicht noch mehr auffallen als ihr es sowieso schon tut.

Locker und leger: Das ist was für den Kuschelsonntag zuhause. Wer so in der Öffentlichkeit auftaucht wird schnell als schlampig eingestuft und rutscht schnell auf die Stufe von Obdachlosen herunter.

Sportlich: Wer es tragen kann, kann es fast überall tragen, außer wenn die Kollegen in Anzug und Krawatte antanzen.

Business: Wer es mit Kollegen zu tun hat, die einen mit „Sie“ anreden und selbst Krawatten tragen, sollte man sich doch ordentlich herausputzen. Hier gilt mehr als sonst auf die eigene Körperform zu achten. Breite Schulter und lange Oberkörper müssen hier ganz besonders kaschiert werden. Blazer mit Schulterpolstern und kurzer Rock: selbst Arnold würde nicht breiter neben euch wirken.

Es gibt noch einige Stilrichtungen mehr. Schaut euch doch mal um und hört darauf, was eure beste (bio)Freundin euch rät. Hier gibt’s mehr Informationen dazu.

Wer diese Beratung nicht beherzigt und selbst kein Stil hat schadet sich und allen Transsexuellen. Wir werden dadurch unnötig ins Rampenlicht gezerrt und vorgeführt. Und genau diese Personen sind es dann, die von Fernsehsendern vorgeführt und zum Gespött einer ganzen Nation gemacht werden.

Ich will nicht, wenn ich erkläre was transsexualität ist, mit den unterschiedlichsten Schreckgestalten von RTL2 gleichgesetzt werden. Ich habe keinen Fetisch, ich bin nicht schräg drauf und schlafe auch nicht jede Nacht mit einer anderen oder gleich mehreren Person.

Ich bin eine ganz normale Frau, die fünf Tage die Woche aufsteht, mit der Bahn ins Büro fährt und versucht einen guten Job zu machen. Ich werde seit Monaten nicht mehr komisch angeschaut. Wenn ich mit klackenden Absätzen oder nem kurzen Rock in den öffentlichen Verkehrsmitteln auftauche schaut man mir hinterher. Mir ist dabei egal was andere denken, ja! Aber ich schaffe es immerhin an Gruppen von türkischen Jugendlichen vorbei zu laufen ohne danach hinter mir großes Gelächter zu hören. Das ist die Form von Aufmerksamkeit die gut ist. Wenn ihr auf Teufel komm raus auffallen wollt, dann geht zum Zirkus!

(Sorry, aber diesen Frust musste ich mal los werden)

6 Kommentare
  1. Svenja Hofmann
    Svenja Hofmann sagte:

    Mal richtig auf dem Punkt gekommen.
    Ich sag mal jetzt nicht so viel aber soviel doch wie ich mit mein Gewissen vereinbaren kann.
    Manchmal sehe ich wahrhaftige Geisterbahnen.

    Svenja

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  2. Alina
    Alina sagte:

    Schön, dass ich nicht die einzige bin, die so tickt!

    Sicher, als Gothic habe ich einen ziemlich eigenwilligen Stil, der einfach an sich auffällt, aber auch mein Ziel ist es, diesen Stil stilvoll zu vertretten – wenn ich Kleidungstechnisch auffalle, dann bitte nur, weil ich den Gothic-Stil trage und nicht, weil dieser schlecht kombiniert ist, die Röcke zu kurz oder der Ausschnitt zu tief ist.
    Das ich auffalle mag bei diesem Stil unvermeidbar sein, aber wenn ich nur ob des Stils auffalle, nicht obdessen, dass es bescheiden aussieht, dann habe ich mein Ziel erreicht.

    Daher sage ich danke für diesen Beitrag. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich ihn gerne demnächst in meinem Blog verlinken.

    Liebe Grüße,
    Alina

    Antworten
      • Alina
        Alina sagte:

        Mein Artikel erwähnt dich zwar doch nur in zwei von vielen Absätzen, ist aber veröffentlicht. Theoretisch sollte WordPress automatisch Pingbacks, eine konfortablere Version des Trackbacks, unterstützen, wenn das aber nicht geklappt hat, sag bescheid. Dann Trackbacke ich den Artikel nochmal per Hand 😉

        Antworten

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  1. […] Jeanette hat auf ihrem Blog einen Artikel mit Titel “Reaktionen, Kleidung und Stil ist nicht das Ende vom Besen” veröffentlicht. Ich finde den Artikel sehr, sehr lesenswert, da er ein Hauptproblem, dass […]

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