über mein Leben

Das ewige Leid mit…

…dem Personalpronomen.

Wie handhabt ihr das? Passt ihr jeden Satz, jeden Bezug auf euch, dem selbstgewählten Geschlecht an?

Ich bin keine Freundin von xy.

Das klingt doch komisch oder?

Mein Job hier ist Softwareentwicklerin.

Das wirkt doch gestelzt. Nicht überall muss die Genderfizierung umgesetzt werden, finde ich. Ich denke, auch als Frau kann ich Dinge auf mich beziehen, ohne diese in der weiblichen Form auszusprechen.

Ich bin ein vollwertiger Mitarbeiter.

Das muss auch reichen. Alles andere klingt doch bescheuert.

Eure Kommentare bitte 🙂

Krankenhausbericht zum Brustaufbau

Am Sonntag den 13. Oktober um 12 Uhr hab ich mich auf den Weg ins Marienhospital gemacht. Der Brustaufbau steht an. Nach einigem Hin-und-Her mit der Krankenkasse und dem MDK hab ich endlich die Zusage bekommen und recht kurzfristig den Termin für den Eingriff festlegen können. Es begann mit der Aufnahme, den Formalien und einem Patientenbändchen am linken Handgelenk. Danach kam ich auf ein leeres Zimmer, eigentlich als Doppelzimmer ausgelegt würde ich dieses wohl für mich allein haben. Mittagessen wurde gereicht und Blut abgezapft. Später wartete ich noch eine Stunde vor der Anästhesie-Aufnahme für das Vorgespräch. Vollnarkose. Sehr gut. Zugang im Handrücken, weniger gut. Mal sehen ob ich den Arzt nicht doch noch dazu überreden kann die Armbeuge zu piksen, da ich das letzte Mal mit dem Handrücken nicht so gute Erfahrungen gemacht hatte. In diesem Krankenhaus läuft alles nur über Nummern, die man sich im Wartebereich zieht und die dann über eine Leuchttafel aufgerufen werden. Genauso wie beim Amt. Ich saß eine volle Stunde vor der Anästhesie und wartete auf meine Ziffer. 951. Auf der Tafel leuchtete 945. Und es änderte sich nichts. Irgendwann wurde ich dann namentlich aufgerufen und durfte in die Sprechstunde. Als ich wieder heraus kam stand da immernoch 945. Ich so zu einer der Schwestern: „Tschuldigung, kleiner Tipp. Es wäre weniger frustrierend wenn sich diese Tafel auch ab und zu ändern würde.“ Daraufhin die Schwester: „Da ja haben Sie wohl recht aber wissen Sie was? Wir haben nicht den blassesten Schimmer wie das funktioniert. Ich glaube wir machen die einfach mal wieder aus“. Mit breitem Grinsen ging es zurück ins Zimmer. Die Stationsschwester nahm mich dann noch auf, maß meine Temperatur und Blutwerte. Außerdem meine Waden für die Thrombosestrümpfe. Komisch, ich dachte die Spritzen in Oberschenkel oder Bauch würden ausreichen, da ich bei der Geschlechtsangleichung auch keine solchen Socken anziehen musste.

Dienstag, der Tag der OP

Die Tür geht auf, „Sind Sie wach? Wir müssten noch anzeichnen, kommen Sie bitte mit?“. 6:46 Uhr. Kann kaum aus den Augen sehen geschweige denn aufrecht stehen. Im Ärztezimmer pinselte mir die Ärztin mit einem grünen Edding Linien auf den Oberkörper. Wie sich später zeigen sollte ziemlich schief und ungleichmäßig. Kreislauf macht schlapp und ich mach mich im erstmal auf der Liege im Ärztezimmer lang. Mit war übel. Die Ärztin fragt nach der Wunschgröße. Ein C antworte ich. Sie argumentiert dass wir dann wohl mit 245 anfangen. Verstehe nur Bahnhof. Der Arzt in der Vorbesprechung sprach von 280ml. OP-Kleidung Brustaufbau MarienhospitalUnd was heisst hier anfangen? Ich wollte nicht in zwei Wochen wieder zum Wechseln kommen. Auf meine Frage ob über oder unter die Brustmuskulatur meinte Sie, dass ich genug Gewebe darüber habe, dass Sie nicht unter den Muskel gehen werden. Andernfalls würde das Implantat mit der Muskulatur mit arbeiten, sich bewegen und das Risiko dass es verrutscht deutlich zunehmen. Gegen 11:30 legte mir die Schwester meine OP-Kleidung raus, die ich in den nächsten 20 Minuten anziehen sollte. Ich tat wie mir geheissen und wartete. Um 12:55 machte ich noch ein Foto von mir in OP-Kittel und Trombosestrümpfen vor dem Spiegel. 13:20 Wurde ich dann endlich abgeholt. Samt Bett wurde ich in den OP-Trakt geschoben. Meine Infusionsnadel in den linken Handrücken bekam ich 13:31. Kurz darauf ging es in den ziemlich kalten OP-Saal. Die Betäubungsinfusion tat etwas weh und dann bekam ich wieder eine Maske aufs Gesicht. In einem großen Aufwachraum kam ich wieder zu mir. Anderen anwesenden wurde deutlich gemacht liegen zu bleiben. Sehen konnte ich nicht viel da die Augen noch ziemlich in Mitleidenschaft gezogen waren. Die Neon-Röhren an der Decke taten ihr übriges. Einige Zeit später wurde ich zurück auf mein Zimmer geschoben. Dort wartete bereits meine Freundin. Ich musste mit der Schläfrigkeit kämpfen. Meine Augen konnte ich immer nur wenige Sekunden offen halten. In der kommenden Stunde wurde es aber schon besser. Übel war mir dieses Mal überhaupt nicht. Ich bekam langsam Hunger und das Abendessen half mir wieder zu Kräften zu kommen. Zwei Stunden später musste meine Freundin wieder gehen und ich machte mich wieder lang.

Heilungsverlauf

Um Punkt 4 Uhr war ich wieder wach und konnte bis um 8 Uhr nur noch dösen. Vielleicht hab ich auch noch Mal eine oder zwei Stunden geschlafen aber erholsam war es nicht mehr. Auf dem Rücken schlafen ist so gar nicht mein Ding und hier darf ich mich noch nichtmal auf die Seite drehen. Ich habs auch gar nicht erst versucht. Wäre ein schmerzhaftes Unterfangen geworden. Die grünen Markierungen waren wohl zu schief und zu verwischt, jedenfalls fand ich neue lila-farbene Linien auf meinem Oberkörper wieder. Den Verband konnte ich auch schon nach vorne drücken um meine neuen Rundungen zu sehen. Allerdings tat jede Berührung am Übergang zwischen unbehandelt und silokongepolstert ordentlich weh. Im Laufe des Dienstags konnte ich schon wieder allein aufstehen, hab mich frisch gemacht und konnte statt im Bett schon am Tisch essen. Ich schleppte die ganze zeit zwei Flaschen mit halb geronnenem Blut an Schläuchen mit mir herum. Die Wundflüssigkeit aus jeder Implantatwunde liefen dort hinein. Mit Hilfe meiner Freundin hab ich mir noch meine Haare gewaschen. Naja eigentlich hat sie die Haare gewaschen und ich nur gejammert aber wen interessieren schon solche Details. Eigentlich sollte ich eine Zimmernachbarin bekommen, aber nachdem diese mit einem Einzelzimmer-Schein wedelte, hatte sich das auch wieder erledigt. So blieb ich auch die Nacht von Dienstag auf Mittwoch allein im Zimmer und nutzte die Ruhe um TV-Serien wie „House of Cards“ und „Breaking Bad“ zu sehen und Podcasts von Holgi und „Mensch Otto/Thaile“ zu hören.

Am Mittwoch, kurz nach dem Frühstück wurde mir im Bett liegend der Verband abgenommen. Da in die Dränage-Flaschen nichts neues geflossen ist, wurden auch die Schläuche entfernt. Als die Schläuche durchschnitten wurden, war es als würde ein zusammengepresstes Gefäß mit Unterdruck sich wieder ausdehnen können. Außerdem hörte ich einen starken Luftzug von den Schlauchstummeln. Ich atmete ein und beim Ausatmen wurde jeweils der Schlauch an einer Brust heraus gezogen. Ein Pflaster auf die Wunde und schon war es vorbei. Stütz BH BrustaufbauKurz nach dem Mittagessen kam eine Frau von einem Sanitätshaus vorbei und passte mir einen stützenden BH ohne Bügel an und gab mir noch einen zweiten dazu. Über ein nachzureichendes Rezept von Haus- oder Frauenarzt würden dafür die Kosten von der Krankenkasse übernommen, hieß es. Ich bekam noch sehr netten Besuch von einem Freund und meiner Freundin, so dass ich, durchs Krankenhaus wandernd, endlich wieder ein wenig Bewegung bekam.

Am heutigen Donnerstag wurden mir morgens noch die Pflaster über den Nähten abgenommen und gesagt, ich würde Freitag entlassen werden. Nichtmal zwei Stunden später wurde ich nach hause geschickt. Sie benötigten das Bett und da bei mir keine Komplikationen mehr absehbar waren konnte ich gehen. Mein Arbeitgeber schickte mir einen Kollegen, der mich nach hause fuhr, da ich es allein nicht geschafft hätte. Ich kann zwar halbwegs aufrecht stehen aber schwere Dinge wie meinen Koffer hätte ich nicht durch Bus und Bahn nach hause wuchten können.

In einer Woche, am nächsten Donnerstag habe ich wieder einen Termin im Hospital zur Nachuntersuchung. Jetzt freue ich mich erst einmal auf eine Ausgiebige aber nicht zu heisse Dusche…

Fragen zur Reaktion in der Öffentlichkeit

Kürzlich wurde ich gefragt, wie ich mit Situationen klar komme, in denen ich mehr als der übliche Passant gemustert wurde und womöglich sogar den Spott von ein paar Jugentlichen auf mich gezogen habe. Letzteres passiert mir nicht mehr so häufig aber ein mal pro Jahr erwischt es mich dann doch. Hier nun mein Rat wie ich damit umgehe wenn ich schon aus der Distanz als merkwürdig wahrgenommen wurde und so das Getuschel und den Spott auf mich gezogen habe:

Wir Transfrauen geben uns alle Mühe weiblich gekleidet und geschminkt auf die Strasse zu gehen. Das setze ich jetzt einfach mal voraus. Dennoch haben wir Makel die wir nicht wegzaubern können. Körpergröße, Statur und Gangart sind untrügliche Merkmale dafür, das etwas nicht stimmt. Das reicht meist aus, dass Passanten genauer hingucken weil sie durch dieses ungewöhnliche Vorkommnis aufmerksam gemacht werden. Das passiert total unbewusst. Die Passanten „suchen“ nicht nach Merkwürdigkeiten an ihren Gegenübern sondern da schaltet das Gehirn unterschwellig auf „vorsicht“ wenn etwas nicht so ist wie es das gewohnt ist.

Wenn Frau nun etwas größer ist als üblich, die Schultern etwas markanter sind und die Gangart nicht von einem breiten Becken zeugt dann sind das schon drei Merkmale womit Frau die Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Bei mir treffen zumindest die ersten beiden Punkte zu. Ich bin 1,89cm groß, lasse es mir aber meist nicht nehmen 4-7cm Absätze zu tragen. Dazu hab ich ein breites Kreuz. Das ich so auffalle ist ganz klar und bin ich zumindest was die Absätze angeht selber schuld. Aber wenn schon dann richtig 🙂

Was die Gangart angeht behelfe ich mir hier gerade mit den Absätzen. Absätze sorgen dafür dass du mehr Po-Spannung aufbaust und etwas mehr Schaukelst. Das kommt dem üblichen Hüftschwung einer Frau mit breitem Becken recht nah.

Woher ich das weiß? Ich bin quasi Laufsteg gelaufen und hab mich von guten Freunden beurteilen lassen und hab geübt 🙂

Also auch wenn du noch so weiblich gekleidet warst, von der Distanz ist die Silhouette doch als erstes zu sehen und wenn da auffällt dass die Schultern zu breit sind und du zwischen anderen Menschen etwas herausragst dann reichte das schon aus.

Was wir dagegen tun können?

Gar nichts. Rein gar nichts. Ich wünschte ich könnte da aushelfen aber Körpergröße lässt sich nicht verändern und ein breites Kreuz geht nur bedingt durch Hormone zurück (Muskelabbau). Das Einzige was hilft ist dazu zu stehen. stolz zu sein auf das was und wer du bist. Freude und Freundlichkeit ausstrahlen und damit glücklich sein so überhaupt leben zu können und zu dürfen. Ich meine in anderen Ländern ginge es uns wohl ziemlich dreckig.

Und eine positivie Ausstrahlung ist mehr wert als jeder Lippenstift 🙂

Ja ich erlebe es nahezu täglich das ich etwas genauer beäugt werde. Jung ob alt, Mann oder Frau. Aber eines weiß ich sicher. Wenn ich schlecht gelaunt war, duckmäuserisch mit krummem Rücken und einer miesen Fresse im Gesicht anzutreffen war, haben die Passenten deutlich negativer reagiert als wenn ich mit erhobenem Haupt, stolz und glücklich war. Was ich meine ist, auf jemanden der am Boden liegt lässt sich leichter treten als auf jemanden, der aufrecht steht.

Nimm dir das zu herzen. Auch wenn dein Tag nicht so dolle war, du eine schlechte Nachricht erhalten hast oder irgendetwas nicht so geklappt hat wie du es dir gewünscht hast. Zeige es niemandem! Du bist glücklich, du schaffst das. Alles andere und vor allem die Meinung anderer ist egal solange du dich wohl fühlst in dem was du tust und bist.

Brustaufbau OP-Termin bestätigt

Nachdem ich letzte Woche die Kostenübernahme schriftlich erhalten habe, steht nun auch der OP Termin. Am 13. Oktober soll ich in die stationäre Aufnahme ins Marienhospital kommen. Am 14. soll dann vormittags operiert werden.

Ich bin von dem Krankenhaus und was ich davon bisher so zu Gesicht bekommen habe  nicht so begeistert aber die paar Tage werd ich schon überstehen.

Ich muss voraussichtlich eine Woche auf Station bleiben, befolgt von einer bis zwei Wochen krank geschrieben zuhause.

Wen weitere Infos ankommen halte ich euch wie gewohnt auf dem Laufenden.

Jeanettes Verehrer

Hallöchen,

nachdem ich wieder vermehrt Emails bekomme dachte ich mir, ich erzähle heute mal nicht von mir sondern von meinem Blog. Diese Webseite, heute nennt man so etwas Blog, betreibe ich seit November 2001 und stecke viel Arbeit und Herzblut hinein. Ursprünglich war die Seite schwarze, mit rotem Text und roten Rändern, die von Rosen gesäumt waren. Daher auch der Pseudo-Nachname „Rose“. Später wurde die Seite gelb und orange.

Immer habe ich versucht meine Erfahrungen so klar und deutlich wieder zu geben, damit die, die nach mir kommen nicht so tief graben müssen oder in die selben Fallen laufen wie ich es erlebt hatte.

Darüber hinaus habe ich ein Kontaktformular angelegt, über dass Gleichgesinnte oder Interessierte mich anschreiben können. Hierüber habe ich so manche interessante Gespräche und sogar neue Freunde gefunden.

Dabei kamen von Gleichgesinnten häufig und immer wieder die selben Fragen. Diese hab ich dann in meinen Hilfestellungen prägnant beantwortet, so dass diese Fragen inzwischen stark nachgelassen haben. Damit auch die guten Unterhaltungen. Aber darüber möchte ich jetzt nicht jammern.

Vielmehr wird in letzter Zeit das Formular häufig von Männern benutzt, die augenscheinlich mich „daten“ wollen oder sich einen spass daraus machen. Hier ein paar dieser Stilblüten.

Hallo Jeanette,

Deine Seiten gefallen mir sehr gut. Ich bin ein 56-jähriger heterosexueller Mann (verheiratet). Ich werde ab Oktober in Stuttgart von Mo.-Fre. arbeiten (wohnen und arbeiten in Stuttgar-Ost) und möchte eine Freundschaft beginnen, damit die Abende nicht so öde sind. Ich könnte mit vorstellen, z. B. essen zu gehen oder Spaziergänge zu machen. Bei Sympathie bin ich auch für mehr offen. Ich habe aber keinerlei Erfahrung mit Transsexuellen, weder psychisch noch körperlich. Ich bin einfach nur neugierig.

Wenn Du Lust hast, schreibe mir einfach per Email.

Grüße von Jürgen.

Oder dieser jüngere Herr:

Hallo süße, habe einen Riesen Respekt vor dem, was du schon geschafft hast. Suche ein exotisches Abenteuer, weiß nicht ob du schon so weit bist. Bei Interesse einfach melden.

Bin 27,dunkel blond, blaue Augen, normal gebaut und gut bestückt….. Würde mich freuen 😛

Christoph

Oder dieser knapp angebundene Schreiberling:

Ich wil dich kennenlernen

Michi

Und das sind nur drei als Querschnitt von einigen Dutzend die ich im letzten halben Jahr bekommen habe. Was soll das bitte? Natürlich darf ich nicht erwarten dass diese Personen diesen Beitrag und meine Frage hier tatsächlich lesen. Daher die Frage an andere blogbetreibende Trans*: Was bekommt ihr in dieser Art? Sieht das als Stöckchen und reicht es weiter in dem ihr selbst darüber schreibt. Würde mich über eine rege blogübergreifende Unterhaltung freuen denn ich zweifle stark daran, dass ich die Einzige sein könnte die solchen Mist erhält. Auch könnte ich mir vorstellen, dass ihr noch ganz andere, schlimmere Schreiben erhaltet…

Nun schreibt darüber. Und nutzt die Trackback-Funktion eures Blog.

Begutachtung

Heute war ich beim MDK, Medizinischer Dienst der Krankenversicherung BaWü, um mich begutachten zu lassen. Zwei Atteste und eine Fotodokumentation reichten der Kasse nicht aus, so riefen sie mich in die Silberburgstrasse um selbst das Maßband anzulegen. Die ältere Ärztin, die mich dort erwartete, gab sich alle Mühe so viele Zentimeter wie möglich raus zu schlagen, damit der unterschied zwischen Über- und Unterbrust so gering wie möglich ausfiel aber das half alles nichts. 109 zu 97,5 sind und bleiben ein 100AA und sind damit OP-berechtigt. Das sagte sie mir allerdings auch nach Nachfrage nicht. Ich müsse auf die Reaktion der Krankenkasse warten. Ach ja übrigens, im Schreiben hieß es ja, ich solle einen eng anliegenden BH tragen, der nicht gepolstert ist und nichts verformt. Schon der Begriff BH ist Inbegriff dessen, was sie vermieden haben wollten nämlich die unnatürliche Verformung. So kam ich in einem eng anliegenden Top. Aber dieses hatte die Ärztin noch gar nicht gesehen da wies sie mich schon an mich frei zu machen. Also ganz frei oben herum. War das Anschreiben also für die Katz. Ich bin nur Froh dass ich mir nicht noch einen dieser Spezial-BHs gekauft habe die tatsächlich gepasst hätten. Also weiterhin warten…

Nachbesprechung und Ausblick

Letzten Freitag bin ich nach München gefahren um die obligatorische Nachuntersuchung, ein halbes Jahr seit der letzten OP sind vergangen, zu absolvieren. Ich kam also zum Herrn Doktor Liedl in die Praxis und musste erst einmal 45 Minuten im Flur warten bis ich dran kam. Der bayerisch sprechende ältere Mann neben mir vertrieb sich mit mir die Zeit und wir hatten eine ziemliche Gaudi :).

Als ich endlich dran kam, erwartete mich der Assistenzarzt, den ich schon aus der Klinik kannte. Sehr netter Arzt mit einem Vogelnest auf dem Kopf. Ok sind wohl eher Locken aber er sieht damit irgendwie witzig aus. Naja, jedenfalls befragte er mich wie das befinden ist, die Zufriedenheit, die Orgasmusfähigkeit und ob ich es schon ausprobiert hatte.

Hier wird’s mal wieder etwas expliziter, ihr seid gewarnt!

Ich äußerte meine Probleme bezüglich tiefe und Wasser lassen. Darauf hin kam ich auf den Untersuchungsstuhl und Dr. Liedl persönlich prüfte meine Aussagen. Wie er das prüfte? In dem er eiskalte Metal-Instrumente verwendete um die innere Beschaffenheit zu erkunden. Die Kälte war nicht das Problem aber die art und weise wie er hantierte passte doch eher zu einem Handwerker als zu einem Mediziner. Es tat ziemlich weh und meine Reaktion änderte auch nichts an seinem Verhalten.

Er fingerte zusätzlich zu dem Metallinstrument, was ein langes flaches Eisenstück war, in mir herum und fand eine art Tasche, die sich aus dem eingenähten Verlängerungsstück (Hodenhaut) gebildet hatte. Bei der nächsten Korrektur soll hier die Naht längs aufgeschnitten werden und quer vernäht werden. Damit bekomme ich noch einmal gut vier Zentimeter mehr Tiefe, was dann rund 17 Zentimeter wären. Damit könnte ich gut leben.

Außerdem wird außen die übrig gebliebene Haut um die neue Klitoris herum gezogen, so dass sich die inneren Schamlippen besser abzeichnen können. Angeblich habe ich schon jetzt innere wie äußere Schamlippen, aber die Inneren konnte ich selbst mit Spiegel nie selbst sehen.

So bald ich möchte kann ich einen Termin für die zweite Korrektur-OP machen. Jetzt warte ich noch zwei Wochen auf die Reaktion vom MDK und der Krankenkasse bezüglich Brustaufbau und wenn bis dahin nichts positives kam werde ich mir die OP für Ende November oder Anfang Dezember buchen.

Längere Pause

Nachdem es den Sommer über hier etwas ruhiger war nun ein neues Statusupdate:

Im Mai hatte ich ein Vorgespräch mit dem ausführenden Arzt zum Brustaufbau. Ich bekam ein Attest welches ich zusammen mit meinem Antrag an die Krankenkasse schickte. Das war Ende Mai. In der Hoffnung im September die OP machen lassen zu können.
Nun, inzwischen ist es September. Auf meinen Antrag bekam ich eine Absage da es nicht notwendig sei als Frau mehr als ein AA Körbchen zu haben. Schließlich gabe es auch Frauen die von Geburt an nur ein kleines Körbchen haben. Außerdem wurde mein Antrag nicht mit dem Attest überein stimmen. Ich gab in meinem Antrag meine Maße mit an, die im Attest nicht genannt wurden. Somit kassierte ich die Ablehnung auf die ein Arzt binnen vier Wochen Widerspruch einlegen kann. Ich selbst dürfe das nicht.

So sendete ich die Ablehnung an den Arzt der mir zuvor das Attest geschrieben hatte und bat um baldige Rückmeldung. Im Wochentakt rief ich dort an. Es wurde mir gesagt, dass die Unterlagen beim Arzt liegen und es würde sich nur noch um Tage handeln bis ich die Antwort erhalten würde. Nach fünf Wochen erfuhr ich, dass mein Arzt, oder vielmehr die Unterlagen verarbeitende Ärztin seit bereits vier Wochen nicht mehr dort arbeiten würde und meine Unterlagen eingemottet wurden. Na danke. Zu schlechten Organisation kommt nun noch Unfähigkeit hinzu.
Die Unterlagen wurde ausfindig gemacht und zwei Wochen später angeblich dem Chefarzt vorgelegt. Weitere zwei Wochen später, die Widerrufsfrist war inzwischen seit drei Wochen abgelaufen, erhielt ich endlich ein neues Attest. Diesesmal mit der Fotodokumentstion, die beim ersten Besuch gemacht wurde. Anfang August ging nun diese an die Krankenkasse mit der bitte, wenn sie Kontakt zu mir suche nicht immer den Postweg zu bemühen da sie doch Telefon und Email von mir hätten. Zwei Wochen später wieder ein Brief im Briefkasten, man hätte mich nicht erreichen können. Ich solle zurückrufen. Die wehrte Dame, seit just diesem Tag im Urlaub wollte mir eigentlich nur ausrichten, dass der schriftliche Widerspruch von mir selbst nicht vor läge. Man beachte, dass in der Ablehnung drin stand ich dürfe das nicht und nur der Arzt sei dazu befugt.
Seit Ende August warte ich nun auf die nächste unheilschwangere Rückmeldung der Kasse, die nur danach riecht zeit zu schinden.
Aber ich gebe nicht auf.
Ich schäme mich für meine Oberweite und seien meine Fotos noch so vorteilhaft gemacht worden so muss ich doch spätestens im Schlafzimmer und Bad auf Keidung, vorteilhafte Belichtung und Retusche verzichten.

Anders sieht die Sache Taille abwärts aus. Ich habe einen großen Schwung neues Selbstvertrauen gewonnen und zeige mich nun oft und gerne in kurzen engen Röcken, Kleidern oder sogar in den dieses Jahr so IN gehypten Hot-Pants. Es tut gut dort nichts mehr verstecken zu müssen und selbstsicher auftreten zu können ohne die verstohlenen Blicke in den Schritt abschätzen zu müssen.

Als Frau lebt es sich anstrengend, kompliziert aber auch irgendwie unbeschwert und ohne strenge Maßregeln was die Kleiderwahl angeht. Gut, ich arbeite zum Glück nicht bei einer Bank oder Versicherung aber selbst dort haben Frauen mehr Wahlmöglichkeiten als ihre männlichen Kollegen die allenfalls die Krawattenfarbe ändern dürfen, und das auch nur am Casual-Friday.

Übrigens habe ich noch im April, bevor es dafür in unserem Büro zu heiß wurde, einen Formal-Friday ausgerufen. Also das Gegenteil von Leger und verrannst sollten die Kollegen mal etwas chicer im Büro erscheinen. Und wer hätte es gedachte? Die meisten haben sogar mitgemacht. Leider ist kein Gruppenfoto gemacht worden aber mein Kollege und ich haben uns den Spaß nicht nehmen lassen.

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So, nächsten Freitag bin ich wieder in München zur OP-Nachuntersuchung und hoffentlich Vorbesprechung zur nächsten Korrektur-OP. Diese wollte ich eigentlich nach dem Brustaufbau machen lassen aber wenn sich das nun doch länger hin zieht werde ich mich wohl doch zuerst wieder in München einquartieren.

Brustaufbau Beratungsgespräch und Attest

Heute hatte ich einen Termin im Marienhospital in Stuttgart. Ich hatte dort ein Gespräch mit Herrn Dr. Kuipers zum Thema Brustaufbau.
Er sieht es genauso wie ich, dass ich nicht angemessen ausgestattet bin und empfiehlt mir 250-280g Implantate.

Eigenfett-Transplantation wäre auch möglich, wobei ich nicht genug an anderen Stellen hab, das man absaugen könnte. Außerdem müsste ich 3-5 Operationen über mich ergehen lassen müssen ohne Garantie, dass es dann auch anatomisch korrekt aussehen würde.

Hab mich der Einfachheit halber für die Implantate entschieden, da Eigenfett die Krankenkasse ziemlich sicher erst einmal abgelehnt hätte und ich Operationen allmählich Satt habe. Die verwendeten Kissen können 15-25 Jahre drin bleiben. Das würde mir vorerst ja auch reichen.

Jetzt muss ich warten, bis mir das Attest per Post zugestellt wird um es dann der Krankenkasse vor zu legen. Danach sollte ich eine Kostenübernahme bekomme, mit der ich den OP-Termin ausmachen kann.

Mimose ich

Kürzlich verlinkte Michaela einen Beitrag vom WDR zum Thema „hochsensibel„. Ich hielt mich bis dato für recht einfühlsam und auch etwas dünnhäutig. Mir geht vieles oft deutlich näher als meinen Mitmenschen. Ich hatte das längst als „so bin ich halt“ abgehackt und mich damit abgefunden.

Nichtsahnend öffnete ich den verlinkten Selbsttest, den ich für einen der üblichen pseudo-psychologischen Tests hielt und klickte mich durch. Den Beitrag vom WDR hatte ich noch gar nicht gesehen und die Infoseite „Zartbesaitet“ hatte ich nur überflogen.

Das Ergebnis hat mich dann aber doch überrascht. Ich hatte die höchstmögliche Punktezahl und die dazugehörige Erklärung öffnete mir die Augen. Meine übermäßige Sensibilität zieht größere Kreise als ich dachte.

Nachdem ich die Beschreibungen nachgelesen hatte musste ich feststellen, dass fast alle Merkmale auch auf mich zutrafen.

Ich bin gerne unter Menschen die ich kenne und mag, aber schnell wird es mir zuviel. Ich fühle mich gezwungen, eingeengt und ziehe mich auch schnell zurück. Gleichzeitig empfinde ich das Verhalten anderer als ausgrenzend. Durch die Ausgrenzung bei Gesprächen mit mehr als einer Person werde ich hingegen schnell wütend. Aber um nicht anzuecken oder andere zu belasten behalte ich meine Gefühle meist für mich und fresse es in mich hinein. In den wenigen Situationen ich denen ich mich dazu geäußert habe hörte ich mehr als einmal „du spinst doch„.

Lärm oder vielschichtige Geräusche belasten mich extrem. Durch ein Einkaufszentrum oder den Supermarkt komme ich nur mit Kopfhörern. Ich schotte mich durch die Ohrstöpsel von den Geräuschen meiner Umwelt ab. Dies klappt aber eben nicht immer und so passiert es mir zum Beispiel regelmäßig in der Gemeinschaftsküche, wenn mehr als 4 Personen reden, dass der Lärmpegel mir zuviel wird und ich mich in ein leerstehendes Besprechungszimmer zurückziehe.

Menschen reden gerne mit mir, offenbaren mir ihre Sorgen und Ängste. Ich hab immer ein offenes Ohr für die, die es brauchen. Gleichzeitig habe ich aber Schwierigkeiten über meine Gedanken, Probleme und Sorgen zu reden. Selbst bei den ganz wenigen Menschen, zu denen ich einen guten Draht habe, hab ich immer ein Restgefühl, ich würde mich mit meinen problemen aufdrängen.

Emotionen schlagen bei mir sehr heftig an. Egal ob aus dem realen Leben wenn etwas passiert oder durch Film und Fernsehen. Dies wirkt sich inzwischen deutlich auf meinen Taschentuchkonsum aus. Dabei ist es egal ob etwas zum Lachen oder zum Weinen ist. Tränen fließen fast immer. Dies ist aber auch erst seit der Zuführung des Testosteronblockers so. Früher fühlte ich mich zwar so als ob ich vor lachen oder schmerzen weinen müsste, konnte es aber nie.

Einzig bei Gerüchen scheine ich nicht so anfällig zu sein.

Die genannten Merkmale die der Hochsensibilität zugesprochen werden erklären in der Summe so einiges, was gerade in der jüngsten Zeit mit mir passiert ist. Ich bin aus heiterem Himmel mit einer Person aneinander geraten. Ich hatte mich nur um das Wohl seiner neuen Freundin gesorgt und mich gefreut, dass es ihr mit dem neuen Partner gut ginge. Daraufhin wurde der Partner grob und nötigte mir sogar eine unangebrachte Entschuldigung ab, da mich diese Beziehung ja nichts anginge. Ich war offen und positiv eingestellt, hatte nur das aller Beste im Sinn und wurde so der geballten Wut einer frustrierten aber höchst aggressiven Person ausgesetzt. Dies hat mich noch fast eine Woche lang geprägt und schwingt immer noch ein wenig in meinem Hinterkopf nach.

Alles in allem komme ich damit mehr oder weniger gut klar aber ich wünschte mir oft es wäre nicht so anstrengend.

Der Test gibt abschließend Ratschläge, wie mit der Empfindlichkeit besser umzugehen sei. Ich kann nicht erwarten, das andere genauso denken und reagieren. Ich darf es nicht so persönlich nehmen wenn jemand nicht so aufmerksam und rücksichtsvoll ist wie ich es sein würde.

Oftmals, wenn mich wieder irgendetwas heftig erwischt hat wünschte ich mir mich einfach aus allem raus zu ziehen. Gestern erst, auf der Tanzfläche mich zur Musik bewegend kamen die Gedanken alle Brücken abzureissen, mich zurückzuziehen und mit niemandem etwas mehr zutun haben zu wollen. Wenn diese Gedanken stärker werden versuche ich dies sogar hin und wieder aber genauso schnell suche ich wieder Nähe und Anschluss.

Es ist nicht einfach in einer Welt voller Dornen zu leben wenn die eigene Haut wie Seide ist…