Beiträge

Neustart auf Abwegen

Neustart auf Abwegen, oder sollte ich vielleicht sagen „neben den Wegen“?

Aber von Anfang an. Mein letzter Beitrag beschrieb meine erste Zeit in der Schweiz. Nun sind weitere vier Wochen vergangen. 2015-01-31 14.16.44Ich hab meinen Schnapszahl-Geburtstag mit Freunden in Stuttgart gefeiert, hab einen Tag in der Saunalandschaft Schwabenquellen verbracht bevor es zurück in die Schweiz ging. Hier hatte es zwischenzeitlich wieder mehr geschneit. Nichts ungewöhnliches. Tagsüber taut es und abends fällt die Temperatur aber die Strassen waren halbwegs schneefrei. Auf halber Strecke vom Büro nach hause kam wieder eine Passage, in der ich den Smart in die Spurrillen anderer Verkehrsteilnehmer einsetzen musste. Nicht ganz so einfach wenn man bedenkt was hier sonst an Autos rum fährt und weiß dass der Smart nicht nur kurz sondern auch schmal ist.

Es kam wie es kommen musste. Ich geriet irgendwie in den Schnee, der Wagen brach nach links aus. Ich versuchte ihn abzufangen aber das war aussichtslos. Er drehte sich nach rechts, dann schlagartig einmal um sich selbst bevor ich halb rückwärts mit 60 Sachen ins Feld rutschte.

Ich kam mit dem Schrecken davon. Mir persönlich ist nichts passiert. Tage später bemerkte ich komische Geräusche am Smart und musste eine verbogene Felge und die Radnabe tauschen lassen. Bin wohl doch heftiger angestoßen als ich dachte. An der hinteren Felge sieht man noch das Gras und kleine Ästchen, die zwischen Felge und dem Reifengummi stecken. Keine Chance die zu entfernen, so eingequetscht sind die.

Beim Unfall selbst muss ich mich aber wohl doch mehr verspannt haben und vor allem meine Zähne aufeinander gepresst haben, als mir bewusst war. Ich musste eine Woche aussetzen, da die Kieferschmerzen nicht zu ertragen waren und nur ausgiebiges Konsumieren von Schmerzmittel konnte noch helfen.

Der Unfall, ich kann es nicht leugnen, hat seine Spuren hinterlassen. Jedes Mal wenn ich daran denke bekomme ich feuchte Augen, auch jetzt, während ich diese Zeilen schreibe.

Ich hatte sowieso vor mir ein „richtiges“ Auto zu kaufen, aber hier machten mir die Schweizer einen Strich durch die Rechnung. Ich bekomme keinen Kredit, nichtmal einen Leasingvertrag solang ich nicht mindestens ein Jahr in der Schweiz lebe. Aber die Bank hat mir ungefragt direkt zwei Kreditkarten ausgehändigt. Mit dem Überziehungsrahmen und der Hilfe meiner Mom konnte mein Bruder, ein Freund und ich auf die Suche nach etwas Wetterfestem gehen.

Die Rahmenbedingungen wurde neu gesteckt. Ein Fahrzeug das im Schnee klar kommt und mit der Berg und Talfahrt auch. Eins das mich bei Glatteis nicht im Stich lässt. Ein Fahrzeug, dass auch mit der Unfähigkeit anderer Autofahrer klar kommt. Also suchten wir.

Sowas zeiht sich immer hin. Man sucht Autos raus und wenn man was passendes findet stellt man fest, dass er schon verkauft ist. Dann schaut man sich das Fahrzeug an und stellt fest das die Hälfte der Infos falsch war etc.

2015-02-14 10.06.08 HDRAber wir wurden dann doch fündig. Seit gestern bin ich stolze Besitzerin eines Ford Maverick. Das ist ein Geländewagen mit Kuhfänger vorne und Verstärkung an den Seiten. Selbst wenn mir da einer rein rutscht sollte ich nicht mehr ernstlich verletzt werden. Hoffe ich.

Es ist aber auch eine krasse Umstellung nötig. Vorher konnte ich mit dem Smart praktisch überall durch wenn das Lenkrad durch kam *G*. Beim Mav muss ich aufpassen in der Mitte der Spur zu bleiben, da er so breit ist dass ich sonst Strassenschilder oder gar Fußgänger mit nehme. Man merkt, ich bin nicht oft wirklich große, breite Fahrzeuge gefahren.

Wo bleibt das Trans-Thema? Keine Ahnung. Ich lebe einfach. Beim Autokauf des Ford hatte ich es mir recht jungen Leuten zu tun. Aber auch hier oder gerade weil sie so jung waren gab es keine Spitzen, keine Ablehnung, nichts. Ich kam da hin als Frau, hab mir den Wagen angesehen. zwei Tage später gemeinsam zum TÜV zum Gebrauchtwagencheck machen und 4 Tage später holte ich den Wagen ab. Haben uns in der zeit prima verstanden. Entweder hat er es wirklich nicht gemerkt was ich mir nicht vorstellen kann, oder es war einfach kein Problem.

Ganz nebenbei habe ich auch einen Mann kennen gelernt, mit dem ab und zu was läuft. Nichts festes aber zum gemeinsam spass haben und einsame Stunden zu verringern genau das was ich gerade brauche. Jemand der mich in den Arm genommen hat, als ich vom Unfall erzählend wieder einmal feuchte Augen bekommen habe.

Es geht also schon. Nur nicht aufgeben und auf keinen Fall sich einigeln. Niemand wird an deine Tür klopfen wenn du nicht vorher eine breite Strasse zu deinem Haus gebaut hast… bildlich gesprochen.

 

FKK

Es ist Sommer. Bei 34° hat es mich Samstag wieder ins Freibad getrieben. Allerdings nicht nur mich sondern auch die halbe Stadt wodurch es unangenehm voll war. Da meine Partnerin schon drauf und dran war Heim zu fahren, schlug ich vor auf die andere Seite der Umkleiden zu gehen, wo FKK herrscht. Eigentlich ein totaler Horror-Vorstellung für die meisten Trans Menschen. Kleider machen nicht nur Leute, sondern auch Stand, Gesinnung und Geschlecht. Ein Shorts an einem Mann und ein Badeanzug am einer Frau. Der Satz zeigt schon wie ich das meine. Aber komplett nackt? Da bleibt nur der Körper selbst um als Erkennungsmerkmal zu dienen.

Aber wir haben es schließlich gemacht. Haben unser Zeug zusammengepackt und sind in den ruhigeren, bei weitem nicht so überfüllten FKK-Bereich gewechselt. Dort angekommen platzierten wir unsere Sachen und zogen uns ganz aus.

Nervöse Blicke in alle Richtungen aber niemand guckte besonders. Alle waren schließlich nackt und niemand wollte begafft werden also taten die anderen Badegäste es auch nicht.

Plötzlich stellte sich ganz unerwartet eine totale Ruhe ein. Kein Verstellen war nötig. Einfach nur gelassen konnte ich mit der Situation umgehen. Hatte ich so nicht erwartet.

Der erste Gang dann völlig ohne Badebekleidung zum Schwimmbecken war schon etwas besonderen. Wir waren beide sehr aufgeregt und kicherten leise. Es war aber dann doch einfach nur angenehm.

Als Transfrau habe ich natürlich Merkmale die auffallen. Ich bin großer als andere Frauen, ein breiteres Kreuz, kaum Taille und unter den Brüsten jeweils eine immer noch weithin sichtbare Narbe. Der Genitalbereich birgt hingegen keine Besonderheiten mehr.

Aber es gab kein Getuschel, keine abwertenden Blicke oder ähnliches, wie ich es am allgemeinen Becken von den Jugendlichen gewohnt war.

Als meine Partnerin dann aber wieder arbeiten fahren musste, bleib ich allein im Bad zurück. Ab dann wurde es ein wenig seltsam.
Ein nicht ganz unansehnlicher Mann schickte sich an, nahe bei mit zu sein. Zuerst tauchte er in so einem Sitzkreis Whirlpool neben mir auf. Als der Sprudel abgeschalten wurde und ich am Beckenrand meine Beine im Wasser spielen lies, tauchte er neben mir sitzend auf. Dann gingen an ein paar im Wasser befindlichen Liegen die Massagedüsen an, wo wir prompt nebeneinander lagen. Ab da war ich mich nicht mehr so sicher ob es nur Zufall sei.

Später, als an den Liegen der Sprudel ausgeschalten wurde und ich noch im Becken herum schwamm, tauchte er wieder am Beckenrand auf und machte anstalten, jemanden zu suchen. Kaum gehe ich aus dem Becken merke ich, dass er auf der Wiese ein paar Meter weiter seinen Platz gefunden hatte und mich permanent anstarrte.

Ich wartete einfach nur ab und erwiderte den Blick ab und zu aber es passierte auch weiter nichts.

Bevor ich den Heimweg antreten wollte, ging ich noch einmal zu den Toiletten die meinen Liegeplatz vom Schwimmbecken trennten. Er dachte wohl dass ich noch einmal ins Wasser gehen wollten, denn als ich aus den Toiletten kam, lief er mir im Durchgang über den Weg.

Aber nun packte ich meine Sachen und machte mich zögernd auf den Heimweg.

Es half alles nichts, der mysteriöse Unbekannte war nicht zu einer Reaktion zu ermutigen.

Keine Ahnung was das war, ich seh es einfach mal als Kompliment.

Als wenn das nicht schon eine merkwürdige Reaktion genug gewesen wäre, ging es zwei Stunden später auf Facebook weiter. Ein Mann mit dem ich ab und zu bisher gechattet hatte schrieb mich nach drei Wochen Gesprächspause wieder an und berichtete, dass er im selben Bad war und eine Transfrau gesehen habe. Er beschrieb sie kurz und beichtete, dass er diese Person schon länger den Tag über beobachtet hatte. Nach der Beschreibung war diese Person unverkennbar ich selbst.

Zufälle gibts…

Im Nachhinein wird’s mir dann doch etwas mulmig wie mich jemand beobachten kann, ohne dass ich im Normalfall davon etwas mitbekommen hätte.

condom-59639_1280

Das erste Mal

Nach längerer Schreibpause hab ich endlich wieder etwas zu berichten. Wie es der Titel schon aufzeigt, war letzte Nacht eine ganz besondere Nacht.

Das erste Mal eine sexuelle Erfahrung aus der Perspektive der Frau mit einem Mann zu erleben, hing schon mehrere Jahre in meinem Hinterkopf als erstrebenswerte Erfahrung fest und so war es letzte Nacht endlich soweit.

Für den Einen oder Anderen mag das Folgende vielleicht zu intim sein, daher seist du, lieber Leser hiermit gewarnt!

Ich war schon länger auf der Suche nach einem passenden Kandidaten.

  • Er sollte nicht zu nah im eigenen Freundeskreis verwurzelt sein als dass es Implikationen geben könnte.
  • Er sollte vertrauensvoll sein, so dass ich keine Angst haben müsse.
  • Er sollte aber auch erfahren und vor allem aufgeschlossen mir gegenüber sein da ich eben doch etwas komplizierter bin.

Diesen Kandidaten fand ich und es ergab sich nun dass ich gestern bei ihm zu besuch war. Es lief Musik die uns beiden gefiel und wir tranken zusammen Hugo und unterhielten uns über unsere Vergangenheit.

Anfangs über die Ecke der Couch getrennt lagen wir bald nebeneinander und küssten uns. Als es intimer wurde zogen wir von der Couch ins große Bett um. Nachdem wir uns unserer Kleidung entledigt hatten wurde es heiß. Ich verwöhnte sein bestes Stück mit der Zunge. Mein Zungenpiercing entfaltete seine Wirkung nicht zu knapp. Als es soweit war fragte er mich, ob wir ein Kondom benutzen sollten. Dem stimmte ich zu. Ich verteilte etwas Gleitgel und so konnte es los gehen. Und just in diesem Moment schlug die Nervosität dieser ersten Tat zu und so verließen Sie ihn und seine Manneskraft. Anfangs noch über mir massierte ich ihn doch es half nichts. Er half selbst nach und nach einigen anregenden Bissen in den Nacken und Kratzen über den Rücken konnte es endlich los gehen. Das Kondom lag inzwischen in der Ecke. Ich meinte zu Ihm wir können es auch ohne versuchen. Ein weiterer Tropfen Gleitmittel half und er drang in mich ein.

Wie schon bei meinen Übungen spürte ich auch hier wenig davon. Ich spürte die Bewegung, aber in mir drin nur sehr wenig. Ich fing an nachzuhelfen, während er tat was Männer so tun. Und es wurde für mich immer besser. Er lag fast flach auf mir drauf so dass ich meine Hand aus meinem Intimbereich nahm und hoffte, seine Berührungen oberhalb des Eingangs würden mir zum erhofften Höhepunkt verhelfen. Dies war leider nur fast der Fall als er in mir kam.

Er zuckte, ich stöhnte und schon war es vorbei.

Danach kuschelte ich mich an ihn und genoss die Wärme und die Energie. Nach einer Weile fühlte ich ein sehr merkwürdiges Gefühl als es wieder raus kam. Ein Taschentuch half auch hier.

Meine Erwartungen zum ersten Mal waren ursprünglich sehr nüchtern. Das erste Mal würde nicht so toll werden. Das zweite würde schon besser sein und ab dem dritten Mal würde anfangen Spass zu haben.

Nun muss ich sagen, es war sehr viel besser als ich es erwartet habe. Ich kann mich glücklich schätzen einen Partner fürs erste Mal gefunden zu haben, der so sanft und rücksichtsvoll mit mir umgegangen ist.

Leider konnte ich nicht übernachten und so fuhr ich noch in der Nacht nach hause. Am nächsten Tag, ich hatte mich inzwischen Geduscht und die Haare gewaschen aber dennoch ist da eine Sache die bleibt. Mein Unterbewusstsein ruft die vergangene Nacht immer wieder wach in dem es mir vorgaukelt ihn zu riechen. Das ist sehr verwirrend aber auch erregend.

Das erste Mal mit 32 Jahren zu erleben ist sicher etwas anders, als Frauen es üblicherweise zwischen 15 und 19 erleben. Vielleicht habe ich es etwas bewusster und intensiver erlebt da es nicht dieses jungkindliche Verbotene mit sich trug. Ich bin sehr dankbar für diese Erfahrung.
PS: ich hab hier ganz bewusste die Dinge umschrieben, um nicht in euren Spam/Schmuddel-Filter zu geraten.

fast 4 Monate danach

Achtung:

Dieser Artikel wurde in einer sehr deprimierenden Zeit geschrieben, als wirklich sehr viel auf einmal schief lief. Beruflich, privat und körperlich. Darüber bin ich deutlich hinweg (Stand Februar 2016).

Ich wusste worauf ich mich einließ, habe mich ausgiebig informiert. Ich hatte Beratungsgespräche und hab mich mit anderen Patientinnen unterhalten. Alle nannten Liedl den besten Operator in Deutschland. Doch nun, kaum hab ich es hinter mir höre ich als so vielen Richtungen dass Liedl auf dem absteigenden Ast sitzt. Die Patientinnen sind plötzlich alle nicht mehr zufrieden und beklagen so einiges. Zu diesen Patientinnen kann ich mich nun einreihen. Hätte ich vorher mehr gewusst, wäre ich nicht zu Liedl gegangen. Dies war mein zweiter Fehler. Mein erster war es zu glauben, wenn ich auf Frauen stehe, auf den Penis verzichten zu können. Und dazu kommt mein dritter Fehler, zu glauben durch die Op würde sich für mich in meinem Umfeld etwas verändern. Aber der Reihe nach:

Fehler 1:

Ich stehe auf Frauen, Männer sind zwar ganz interessant aber für was dauerhaftes einfach nicht kompatibel. Ich hatte mir Nähe und Zärtlichkeit zwischen Frauen als was angenehmes, rücksichtsvolles und schönes vorgestellt. Aber auch nach der Operation bin ich immer noch nicht so Frau wie jene Bio-Frauen die es mit ihres Gleichen treiben. Es funktioniert bisher rein gar nichts. Wenn ich etwas spüre, was massiv eingeschränkt ist, dann ist es unangenehm bis schmerzhaft. Ansonsten fühle ich fast nichts. Es ist wie auf totem Fleisch herumzustochern. Unbefriedigend. Mir ist klar dass es seine Zeit braucht um auszuheilen aber ich bin doch etwas enttäuscht von der Entwicklung. Die Operation ist nun schon fast ein drittel Jahr her und ich extrem gefrustet.

Fehler 2:

Inzwischen weiß ich, das Liedl nicht der beste Operator ist und eine nicht besonders erfolg versprechende Methode anwendet. Schaff oder Pottek sind auf dem Gebiet führend und praktizieren Methoden, die für den folgenden Alltag der Patienten sehr viel besser sind als die, die Liedl gemacht hat. Die Patientinnen können bei Schaffs Methode spontan feucht werden, können sich die regelmäßigen Zäpfchen spaaren und damit auch das ständige Tragen von Einlagen. Bei Liedls Methode wird in kauf genommen, dass die Patienten danach eine halbwegs vernünftig aussehende Vagina hat, die aber nur marginal benutzbar ist. Dies wurde vorher nie so klar gesagt. Wenn die Vorhaut beschnitten ist, sollte normal eine Verlängerung aus Hodenhaut eingesetzt werden. Dies wurde nicht gemacht. Nachdem die Penishaut umgestülpt ist, sollte sie abgeschabt werden um die letzten Haarwurzeln zu entfernen. Dies wurde auch nicht gemacht. Jetzt wächst aus meiner neuen Vagina ein Busch aus Haaren heraus, den ich nie rasieren kann da eine Rasur auf der weichen Haut zu einem Blutbad führen würde. Außen herum ist die Rasur möglich, auch wenn die taube Haut sich nur sehr unangenehm rasieren lässt. Der Empfindlichste Bereich sollte die verpflanzte Eichel, also der neue Kitzler sein. Hier wurden scheinbar alle Nervenbahnen getötet. ich empfinde absolut gar nichts. Ich kann nicht nachvollziehen wie es zu diesen krassen Fehlern kommen konnte.

Fehler 3:

Ich weiß nicht wie ich auf die Idee kam die Op würde meinen Stand in der Öffentlichkeit verbessern. Ich hatte irgendwie gehofft endlich ganz als Frau wahrgenommen zu werden. Dabei habe ich eines übersehen. Die Änderung durch die OP sieht ja niemand. Ich werde weiterhin als Transe wahrgenommen. Alle Welt geht weiterhin davon aus ich hätte nen Penis. ich weiß wirklich nicht was mich hier geritten hat. Zwischen den Männern werde ich nicht ernst genommen, bin ich doch ne Frau. zwischen Frauen werde ich als bemitleidenswert wahrgenommen, aber nicht als eine von Ihnen. Und die aktuelle Sexismus-Debatte „#Aufschrei“ tut ihr übriges. Ich bekomme diesen Mist genauso ab nur wenn ich mich äußere werde weder als Frau noch als Mann wahrgenommen. Man entzieht mir das Recht mich in dieser Debatte zu äußern.

Aber es gibt nicht nur schlechtes zu berichten.

Ich hab fast keine Schmerzen mehr, kann lange stehen und laufen ohne das es noch anfängt zu ziehen. Der farbige Ausfluss ist auf ein Minimum zurückgegangen, ist aber weiterhin leicht bräunlich, vor allem wenn ich das Gynoflor-Zäpfchen eingeführt habe. Das Bogieren klappt auch immer besser. Inzwischen bin ich bei den 5 Medizinischen Dilatoren bei der vierten Größe angekommen und kann auch direkt damit die Übungen beginnen. Nach etwa einer halben Stunde ist auch die Gegend hinter dem Damm soweit gedehnt, dass der Dilator bis zum Griff eingeführt werden kann. Die Korrekturoperation muss jetzt noch folgende Punkte korrigieren:

  • Die Behaarung
  • Die Schamlippen deutlich verkleinern und die ganze Anordnung korrigieren
  • Die Sprinkleranlage zu einem Strahl korrigieren. Das Urinieren ist immer noch etwas heikel.
  • Klärung welche Medikamente ich weiterhin noch nehmen muss Ich hoffe ich hab euch nicht wieder zu viel Angst gemacht. Ich muss mir hier nur endlich mal Luft machen. Es hilft nicht so offensichtliche Probleme tot zu schweigen. ich drück mir die Daumen, dass sich doch noch etwas verbessert. Bis dahin eure Jeanette

Die Geschichte mit meinem Vermieter (Teil 1)

Die Geschichte fängt damit an, dass ich (noch als Mann lebend) mit meiner damaligen Freundin im Mai 2008 in ein freistehendes Mehrfamilienhaus gezogen bin, im dem wir die einzigen Mieter waren. Die anderen beiden Wohnungen belegte der Hausbesitzer mit seiner Frau. Das Haus war ruhig gelegen und dennoch sehr gut an öffentliche Verkehrsmittel angebunden. Es bot eine große Terrasse und viel Garten. Ideales Umfeld für ruhige Mieter und deren Katzen. Die Wohnung stand vorher mindestens ein halbes Jahr leer und dem Vermieter war zu diesem Zeitpunkt seine letzte Katze gestorben, der er einen Schrein im Garten gebaut hatte. Da er über neue Katzen im Haus sehr erfreut war, lies er entsprechend den Mietvertrag ändern, dass Katzen im sonst Haustierfreien Haus erlaubt seien.
Weiterlesen

Vorher und Nachher

Wenn Mann, äußerlich plötzlich Frau wird, tun sich plötzlich so einige kleine und große Probleme auf, an die man vorher gar nicht gedacht hat.

Ich möchte hiermit eine kleine Serie von Artikeln starten, die sich diesen Problemen widmen.

Ich hoffe sie wird euch eine Hilfe sein.

Gefühle, Liebe, ganz ohne Schmerz

Nachdem sich meine Freundin bereits Mitte Januar wieder von mir getrennt hatte, fand mich eine neue Liebe, ganz unvermittelt und es ist ganz wunderbar. Nach nun über 3 Monaten Beziehung und einem gerade laufenden Einzug Ihrerseits in meine Wohnung bin ich immer noch verliebt und liebe Sie jeden Tag mehr.

Es kann also doch Menschen geben, die mit einem Transgender klar kommen. Hatte schon gezweifelt. Zugegeben, was ich so höre sind die meisten TS allein oder springen von einem ONS zum anderen. Bei vielen bin ich aber der Meinung, sie sind selbst schuld an ihrer Misere. Wer sich nicht mehr raus traut und einmauert braucht nicht zu erwarten, dass der Traumpartner an die Tür klopft. Nur mit gesundem Selbstvertrauen und aufrechter Haltung kann man attraktiv wirken und hat somit eine Chance.

Nun etwas anderes:

Ist öffentliches Schreiben über sein eigenes Sexualleben ok? Ich denke schon. Außerdem soll dieses Blog betroffenen helfen, auch gerade bei den so interessanten Tabuthemen. Wer so etwas nicht lesen will sollte hier stoppen.

Sexualleben als Transgender mit einem Mann läuft immer nur auf das A-Ding raus. Aber dazu kann ich nicht viel sagen, da ich wie gesagt mit einer Frau zusammen bin.
Wie läuft das Sexualleben als Mann zu Frau Transsexuelle, wenn die OP noch aussteht? Dass muss jede für sich selbst wissen was sie machen möchte. Ich habe entschieden, dass der Penis nunmal der Bereich ist, an dem ich das meiste empfinde. Und auch nach der OP sind die Bestandteile auch nur neu platziert. Eine reine optische Anpassung, keine funktionale. Daher benutze ich das ungeliebte Ding weiter. Auch wenn der Testosteronblocker und die Östrogene die Benutzbarkeit deutlich beeinträchtigen, kann es weiterhin Spass machen. Aber etwas komisch fühlt es sich schon an, hat doch die Hormonänderung auch das Empfinden im Kopf irgendwie umgepolt. Ich empfinde bekannte Gefühle, seh ich aber nach unten passt das ganze nicht mehr zusammen. Zu fühlen, man ist jetzt soweit und dann zu sehen das da unten alles am schlafen ist, ist mehr als nur einmal sehr frustrierend. Ich hab aber für mich gelernt, dass sich unter Druck zu setzen absolut kontraproduktiv ist. Spontanität ist trumpf und plötzlich tut sich auch wieder was. Ich bin mir aber sicher, dass in absehbarer Zeit dort gar nichts mehr funktionieren wird. Davor fürchte ich mich sehr, freue mich aber auf die OP, die all das (hoffentlich) gerade rücken wird

Persönlichkeitsveränderungen

Eigentlich wollte ich hier nichts über mein Privatleben schreiben, da es nur selten direkt zu diesem Blog passt, aber ich merke immer mehr, dass hier was fehlen würde wenn ich es komplett ausblende.

Früher war ich der buchstäbliche Nerd. Sozialleben nicht existent. Einzige Kommunikation mit der Außenwelt durch den Computer. Soziale Verbindungen standen nur zu anderen Nerds. Ein Nerd ist ein, meist auf ein Thema fixierter Spezialist der mit dem Rest der Welt nicht klar kommt. Autistische Züge sind üblich.

Mann muss sich das vorstellen das ich so schüchtern war, das ich eher 2 Stunden durch die Gegend geirrt bin als das ich auch nur einmal jemanden gefragt habe, wie ich denn da hin komme wo ich hin wollte. Eher hab ich nichts gekauft als das ich die Verkäuferin gefragt hab wo Produkt xy zu finden ist.

Das Testosteron, und davon hatte ich selbst für den männlichen Körper deutlich zu viel, puscht das Ego und den „ich bekomm das alleine hin“-Drang so sehr, dass es gar nicht mehr anders geht. Man steckt sich die Ziele so dermaßen hoch, dass sie nicht mehr erreicht werden können und man zwangsläufig in einer Depression endet, weil man ja nix hinbekommt was man sich vor nimmt.

Außerdem hat so viel Testosteron jegliche Feinheit meiner Gefühle blockiert. Ich habe bis zu diesem Jahr in meinem ganzen Leben nur eine Hand voll mal wirklich geweint. Der Geist wollte, aber der Körper hat es blockiert. Frei nach der Devise, Männer zeigen ihre Gefühle nicht.

Und dann kam der Testosteronblocker und die Hormone.

All das was ich gerade beschrieben habe, hat sich so grundlegend geändert, dass ich Wort wörtlich davon sprechen kann, ein ganz neuer, anderer Mensch geworden bin.

Inzwischen bin ich sehr lebensfroh und offen für alles Neue was da kommen mag.
Anfangs sollte ich mal im Club auf die Tanzfläche und meine Antwort war „ich stehe schon den ganzen Tag im Rampenlicht, da muss ich nicht auch noch auf die Bühne gehen“. Heute liebe ich die Tanzfläche und auch habe ich keine Angst mehr davor angesehen zu werden. Ganz im Gegenteil, ich sorge sogar dafür, dass ich der sichtbare Mittelpunkt bin. Das mag etwas überheblich klingen aber wenn die anderen Tanzenden inzwischen mich kopieren kann es nicht ganz falsch sein.

Außerdem lerne ich jede Woche neue Menschen kennen und gehe auf unbekannte zu wenn ich die Lust danach spüre.

Mein Leben hat sich grundlegend gewandelt. Ich gehe selbstsicher, meist fröhlich mit einem lächeln auf dem Gesicht durch die Stadt. Auch habe ich das Gefühl nicht mehr so wirklich aufzufallen. Wer mir ins Gesicht schaut, schaut meist noch ein zweites mal aber das bisher übliche Getuschel unter Jugendlichen bleibt aus. Persönlich habe ich Anfang des Jahres gedacht diesen Zustand frühestens in 2-3 Jahren erreichen zu können. Nun ist es heute schon soweit das ich mich in meiner Haut voll und ganz wohl fühle.

Einzig das Thema Liebe bereitet mir noch Schwierigkeiten, hab ich doch schlicht keine Erfahrung wie man sich als Frau nen Mann angelt. Und selbst wenn, da mein Geschlecht körperlich immer noch männlich ist, stellt mich das oft vor das Problem, dass Männer mit der Information nicht umgehen können. Aber auch das wird die Zeit richten und ich gebe die Hoffnung nicht auf. Sonst wäre ich heute nicht hier wo ich heute bin, stark, selbstsicher, gefühlvoll und lebensfroh.

September 2010

Ich bin zum ersten mal überhaupt auf der Strasse im hellen Tageslicht nach meiner Telefonnummer gefragt worden.

Ich fühle mich immer mehr im Alltag angekommen. Die Öffentlichkeit reagiert gemischt, je nach dem wie meine eigene Ausstrahlung gerade wirkt. Gut gelaunt bekomm ich bewundernde Blicke. Schlecht gelaunt ergibt abwertende Blicke.

Brustwachstum kommt schubweise und gibt Selbstvertrauen.

Sprachtraining für eine weiblichere Stimmlage macht langsam Fortschritte.

Geschlechter und die Frage auf welches man steht

Eine der typischen Fragen die ich neben „wirst du dich auch operieren lassen?“ gestellt bekomme ist die, auf welches Geschlecht ich denn nun stehen würde.
Diese Frage muss jeder Transgender für sich selbst klären.

Mir ist bei meiner eigenen Entscheidungsfindung etwas aufgefallen. Ich dachte immer ich würde auf Frauen stehen und könnte mit Männern sicher nichts anfangen. Inzwischen fällt mir aber immer mehr auf, das ich den Frauentyp, auf den ich früher abgefahren bin, heute immer noch gerne ansehe, aber mit ganz anderen Beweggründen. Damals habe ich sie bewundert, weil ich auch so sein wollte wie sie, es aber nicht konnte. Aus dieser Bewunderung ist manchmal etwas geworden, was ich damals für Liebe gehalten habe.

Heute sind diese Frauen Ideen- und Inspirationsquelle für mein eigenes Leben. Insbesondere wenn es um Kleidung und Styling für mich selbst geht schaue ich nur denen etwas ab, die ich selbst bewundere.

Aber auf welches Geschlecht ich irgendwann stehen werde, vermag ich heute noch nicht abschließend zu sagen. Meine Gefühle dahingehend sind durch die zweite Pubertät noch total im Fluss.