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Juni/Juli 2011

Nachdem der Rechtskräftige Beschluss eintrudelte und ich einen Haufen Briefe am Ämter, Firmen und Behörden geschickt habe zeigen sich nun endlich Reaktionen ab.

Einige moderne Firmen wie Strom- und Mobilfunkanbieter haben per Email bestätigt. Andere kamen über den Postweg mit einer Bestätigung der Änderung. Allerdings fand ich auf dem Briefkopf sehr häufig die falsche, männliche Anrede vor. Fällt denen nicht auf das „Herr Jeanette Sophie…“ irgendwie falsch ist?

Von meinen Versicherungen habe ich neue Policen mit dem geänderten Namen bekommen und auch von der Rentenversicherungsanstalt habe ich einen Brief erhalten worin mir bestätigt dass ich eine neue Steuernummer bekommen habe und alle Daten transferiert wurden. Allerdings gab es auch eine Belehrung dass trotz weiblicher Seriennummer (2 Ziffern nach dem Buchstaben, kleiner 50 ist männlich, 50 und größer ist weiblich) ein Vermerk erhalten bleibt, dass ich meinen Personenstand damit noch nicht geändert habe.

Nun steht noch aus meinen Personenstand von männlich auch auf weiblich zu ändern. Das geht erst seit dem 11. Januar 2011 ohne Operation und wurde daher bei meinem Antrag von April 2010 noch nicht berücksichtigt.

Auch wenn ich jetzt schon einige neue Plastikkarten erhalten habe warte ich mit dem neuen Personalausweis noch ab bis der Personenstand auch geändert wurde. Sonst muss ich gleich wieder einen neuen Personalausweis beantragen.

Mein Psychologe hat mir nahegelegt mit dem Antrag auf Kostenübernahme nun auch zum Operierenden Arzt zu gehen um mich über die geschlechtsangleichende Operation aufzuklären und mich damit auf die Warteliste zu setzen.

Gefühle, Liebe und Schmerz

Es fällt mir nicht ganz leicht über dieses Thema zu schreiben, ist es doch nicht so leicht seine eigenen Gefühl zu reflektieren.

Der Dezember 2010 war mit Sicherheit einer der schwersten dieses Jahr. Zuerst hatte ich subjektiv das Gefühl, das wenn ich Nachts heim komme und direkt die Medikamente vor dem Schlafen nehme, dass meine Brust dadurch schneller wächst. Daraufhin hab ich den Testosteronblocker und die Östrogene immer schon vor dem Schlafengehen genommen was meine Gefühlswelt ganz ordentlich durcheinander warf.

Dazu kam noch, das ich mich verliebte, aber meine bessere Hälfte sich Ihrerseits nicht sicher war, wären wir doch das doppelte Fragezeichen (Lesbisch? oder doch nicht?). Über diese Unsicherheit und die Angst sie zu verlieren brach in mir immer wieder heftig Panik aus.

Später fand ich auch noch heraus, das starke Emotionen den Testosteronblocker neutralisieren kann was mein Chaos im Kopf noch förderte.

Ich saß wieder zitternd, heulend im Büro fest und war alles andere als arbeitsfähig.

An dieser Stelle möchte ich mich mal bei meinem besten Freund und seiner Freundin für die Unterstützung und den Beistand bedanken. Ohne euch wäre ich längst zerbrochen. Alle halten mich für eine starke Frau aber in Situationen wie diesen merke ich doch wie verletzlich ich doch (geworden) bin.

Leben und Liebe als Transgender mag sich mancher als schwierig vorstellen aber man macht sich kein Bild was der Partner dabei für ein Gefühlschaos durchleben muss. Eingekleidet und geschminkt ist eine Sache. Ohne Kleidung im Dunkeln, reduziert auf den Tastsinn und das was man hört verändert die Vorstellung schon sehr. Ich beschreibe hier was mir mein Gegenüber erzählt und beschrieben hat. Ich wurde im Geiste als Frau wahrgenommen und geliebt aber reduziert auf so wenig Sinne bin ich plötzlich wieder ein Mann, zumal mir die Geschlechtsangleichende OP noch bevor steht. Die Silhouette im Gegenlicht und dazu die Stimme tragen dabei nicht gerade zum Passing bei.

Das deswegen Beziehungen zerbrechen oder gar nicht erst tiefer gehen wundert mich daher kein bisschen. Es wird also Zeit die OP machen zu lassen und wieder zum Stimmtraining zu kommen.