Krankenhausbericht zur GaOP (die erste Woche)
Check In
Heute ist Dienstag, der 23. Oktober. Letzten Dienstag habe ich die Geschlechtsangleichende Operation vorgenommen.
Ich kam am Sonntag nach München zu meiner Mom und meinem Bruder um noch einmal gemeinsam zu Abend zu essen. Am darauf folgenden Montag den 15. Okt. fuhren meine Verlobte und ich nach München-Bogenhausen und absolvierten Termine bei einem Internisten und einer Anästhesistin. Ich durfte erneut Blut und Urinproben abgeben.
Danach sollte ich mich ein paar Hausnummern weiter in der Klink zur Bettenzuteilung melden. Und wieder wurde eine Urinprobe verlangt. Ich kam in ein leeres Zimmer und konnte mir aussuchen welches der sei möglichen Betten ich beziehen wollte. Daraufhin warteten wir ziemlich lange und überlegten, noch einmal ordentlich im Maredo essen zu gehen. Doch dann erschien Schwester Ulla mit einem mit einer klaren Flüssigkeit gefüllten Gefäß. Diese solle ich jetzt trinken. Dazu legte sie mir noch 4 Beutelchen mit Pulver, die für weitere 4 Füllungen des Gefäßes dienen sollten.
Die vermeintlich klare Flüssigkeit entpuppte sich als „MagenDarm-Aufräumer“. Sie schmeckte, als hätte man einen Löffel Vanillepudding in einem Liter Salzwasser verrührt. Ich hatte schwer zu schlucken und musste häufig gegen Brechreiz ankämpfen. Als wir gerade den Behälter mit der zweiten Füllung versahen fing mein Magen an zu rumoren. Ein Glas später durfte ich das erste mal auf Toilette rennen. Es spülte alles hinaus.
Doch dann wurde mir mitgeteilt, dass ich aus einem bürokratischen Fehler im falschen Zimmer gelandet sei und doch bitte meine Sachen aufs Bett legen solle, damit alles ins neue Zimmer umziehen kann.
So kam ich zu Marlene ins Zimmer. Dort blieben wir dann für sieben Tage Bettnachbarinnen.
Ich musste weiterhin die widerliche Flüssigkeit trinken und rannte alle halbe Stunde zur Toilette.
Marlene warnte mich direkt vor, dass dieses Mittel später für ordentliche Winde sorgen würde und ich solle diese bloss nicht zurückhalten. Danke dafür. Heute, eine Woche danach leide ich immer noch unter Blähungen und ich wüsste nicht wie es mir ginge wenn ich die immer hätte zurückhalten müssen.
Ich trank also das Zeug, mein Stuhlgang wurde immer heller und flüssiger bis er keine festen Bestandteile mehr besaß.
Die Schwestern meinten, das würde reichen und ich könne nun damit aufhören. Da war ich gerade mit der vierten Ladung zur hälfte durch.
Da es inzwischen spät geworden war, musste meine Verlobte das Krankenhaus verlassen und fuhr zurück zu meiner Mutter, wo sie die nächsten Abende und Nächte ohne mich verbringen würde.
Ich unterhielt mich noch lange mit Marlene. Sie hatte ihre Operation bereits am Donnerstag vor meinem Eintreffen gehabt und sah sehr fit aus. Sie trug einen Urinbeutel am Gürtel ihres Bademantel mit sich herum. Der Katheter war also noch nicht entfernt worden.
Wir redeten viel darüber wie man die Abschliessende Entscheidung doch treffen kann, ob die Operation wirklich das richtige für einen selbst ist. Ich haderte viel, hatte natürlich Angst wegen den Folgen.
Im Laufe des Abends musste ich noch ein paar Mal aufs Klo gehen. Dort merkte ich, das mein Stuhl doch wieder dunkler wurde und auch feste Bestandteile aufwies. Diese kamen augenscheinlich aus der Brühe, die ich als Abendessen serviert bekommen hatte. Ich meldete mein Problem und bekam erneut von der durchspülenden Flüssigkeit zu trinken.
Irgendwann legten wir uns schlafen und ich konnte gut durchschlafen glaube ich.
Der Tag der OP ist gekommen
Gegen sieben Uhr morgens wurden wir geweckt. Ich war noch gar nicht richtig wach, als meine Verlobte schon in der Tür erschien. Zu essen gab es natürlich nichts mehr. Statt dessen ließ ich die letzten Reste meiner letzten Malzeiten in er Toilette verschwinden. Diese war immer noch dunkel und weiß feste Bestandteile auf. Ich dachte mir, dass es so schlimm nicht sein kann und erwähnte es nicht mehr.
Um halb neun war es dann soweit. Ich sollte eine Binde in eine Krankenhaus-Netzhose einlegen und diese anziehen. Dann zog ich meinen Bademantel über und es ging los. Meine Verlobte, Schwester Ulla und ich wanderten zum Aufzug, fuhren vom ersten Stock ins Erdgeschoss und vor einer großen automatischen Tür musste ich mich verabschieden. Ein wirklich furchtbarer Augenblick, scheinbar ohne Ausweg.
Hinter der Tür gab ich Badeschlappen und den Bademantel ab und musste mich auf eine Bare legen. Dann wurde ich durch Gänge und Räume geschoben. Es sieht wirklich so aus wie man es aus Krankenhausserien kennt. Die Deckenleuchten die über einem vorbei ziehen erzeugen sofort eine Unheilvolle Stimmung.
Im Operationssaal angekommen, ich denke er war es da ich meine Arme auf seitliche Ständer legen sollte die nicht an der Bare befestigt waren, wurde mir ein Zugang in den Handrücken gelegt. Außerdem die kleine Klemme an den Zeigefinger gepfropft für den Stand des Blutsauerstoffs.
Über den Zugang sollte dann die Narkose eingeleitet werden.
Ich bekam locker eine Sauerstoffmaske vor die Nase und Mund gehalten und fragte mich nach einigen Atemzügen, warum das so lange dauert, da mir gesagt wurde, dass man spätestens nach dem dritten Atemzug weg sei. Nach dem sechsten oder siebten Atemzug verlässt mich dann die Realität.
Der Nachwuchs
Vor der Operation hatten wir uns mit dem ausführenden Arzt und einer Firma für Fortpflanzungstechnik kurzgeschlossen. Nun war es soweit. Etwa gegen 9 Uhr erhielt meine Verlobte eine Probe, „Tese“ genannt, in einem gekühlten Behältnis. Als wenn der Stress nicht schon genug gewesen wäre durfte sie, während ich auf dem Tisch liege, auch noch quer durch die Münchner Innenstadt laufen und die für unsere gemeinsame Zukunft wichtige Fracht abliefern. Diese musste so schnell wie möglich tiefgekühlt konserviert werden.
Transsexuelle sowie lesbische Pärchen dürfen in Deutschland weder Kinder adoptieren noch deren Partner sich (von einer fremden Quelle) künstlich befruchten lassen. Somit war die Entnahme meiner Probe die einzige Möglichkeit, dass wir in Zukunft noch Kinder kriegen können. Die Probe ist nicht fremd und somit legal. Außerdem hat das Ergebnis noch weitere Vorteile. Jeder nachwuchs würde wirklich uns beiden ähneln, es wären zu 100% unsere eigenen echten Kinder. Keine Zweifel und Probleme die Adoptionen nach Jahren mitbringen wenn der nachwuchs wissen will woher er komme.
Erwachen
Runde sechs Stunden später werde ich wieder auf mein Zimmer gebracht. Meine Verlobte und sogar meine Mutter sind anwesend. Ich bekomme mit was sie sprechen und sich mit meiner Zimmergenossin unterhalten, bin aber unfähig zu sprechen oder auch nur die Augen auf zu machen. Ich kann nur blinzeln und nehme im Sekundenbruchteil das Krankenzimmer mit.
nach weiteren Stunden die ich schwer beziffern kann, wache ich wieder auf. Ich bin immer noch ziemlich weggetreten aber bin doch wach genug von meiner Verlobten mit in Pfefferminz-Tee getränktes Zwieback gefüttert zu werden.
Wieder ich selbst
Am Mittwoch morgen, sieben Uhr früh wird uns Frühstück aufs Zimmer gebracht. Ich bin zu schwach das Brötchen zu zerschneiden und gebe nach der Hälfte auf. Ich knabbere daran und rolle mir die Wurstbeilage zu Röllchen. Ich kämpfe mit jedem Bissen da ich nur durch neues Essen meinen doch arg schmerzenden Darmtrakt wieder in Schuss kriegen kann.
Mit der Zeit wurde es besser aber die Blähungen waren wirklich überwältigend. Ohne Geruch aber mit Volumen.
Zum Mittag löffelte ich meine Malzeit zur Hälfte, bis die Kräfte erschöpft waren und ich meinen Arm nicht mehr heben konnte.
Die folgenden Tage sollten Besserung bringen. Am Donnerstag war ich wieder stark genug aufzustehen und das nötigste im Bad zu erledigen. Da die Epilation noch nicht abgeschlossen war, hatte ich einen ausgesprochen markant deformierten Bart im Gesicht stehen. Diesen entfernte ich bevor ich mich, sitzend auf dem Klo von meiner Verlobten duschen ließ. Komisches Gefühl das sitzend zu erledigen aber stehen war wirklich nicht drin.
Als wir fertig waren und ich einen Blick in den Schritt werfen konnte wurde mir ganz anders. Er war weg. Zweifel kamen hoch. War es wirklich die Richtige Entscheidung? Es war schon sehr gruselig zu sehen was die Ärzte da hinbekommen haben. Der Kitzler ist da wo er sein sollte, die Schamlippen liegen links und rechts daneben. Soweit konnte ich sehen und das sah auch ganz gut aus. Von der sehr starken Schwellung der Schamlippen abgesehen. Denn diese waren mehr als Daumen-dick angeschwollen und sollten es noch bis heute bleiben.
Der Platzhalter
Die Penishaut wurde umgeformt und nach innen gelegt. Damit diese korrekt verwächst wurde ein Platzhalter, Stent genannt, eingefügt. Also hatte ich von der Operation an einen etwa 16cm langen Fremdkörper in mir, der regulär 3cm Durchmesser aufweist. Allerdings war er aufgepumpt, so dass ich nicht genau weiß wie dick er in mir wirklich war um seine Aufgabe zu erledigen. Am Sonntag den 21. Oktober sollte dieser nun endlich entfernt werden. Ich erhoffte mir davon endlich normal sitzen zu können. Doch es sollte anders kommen.
ich wurde also ins Behandlungszimmer gerufen und durfte mich zum ersten mal auf den Gyno-Stuhl setzen. Der Doktor gewahr mir mich zu entspannen. Da ich aber sehr groß gewachsen bin musste ich mich doch arg verspannen um nicht vom Stuhl zu rutschen. Der Doktor entfernte eine Naht mit zwei Schnitten und fing an die Luft abzulassen. Ganz langsam. Dann versuchte er den Stent zu ziehen was ein sehr unangenehmes und auch schmerzhafte Gefühl auslöste. Aber statt dass der Druck nachließ fühlte es sich mit jedem Zentimeter die er heraus kam an als würde er noch größer werden. Als er den Stent nach vier Anläufen und Entspannungspausen schlussendlich entfernt hatte, hatte ich das Gefühl noch krasser Aufgespiesst worden zu sein. Es fühlte sich an als hätte ich mich mit der Einführung eines Dildos rektal doch überschätzt aber statt abzubrechen wurde es schlimmer.
Ich konnte mich noch ein paar Minuten entspannen bevor ich zurück ins Patientenzimmer wankte.
Dort angekommen durchliefen mich schockweiße Schmerzen die ich noch nie erlebt habe.
Ausgerechnet, als meine Verlobte sich gerade einen Kaffee aus dem Automaten ziehen wollte ging es dann los. Ich bekam höllische Schmerzen. Ich konnte gerade noch in mein Handy eine Rückruf-SMS tippen bevor ich anfing in mein Kissen zu beißen und hinein zu schreien. So etwas hab ich in meinem ganzen Leben noch nie gespürt und als der Schmerz immer mal wieder für ein zwei Sekunden nach ließ dachte ich, ich würde in Ohnmacht fallen.
Schnell kam der Arzt hinzu und verpasste mir eine Ibo600 Tablette. Nach einer Dreiviertel Stunde ließ der Schmerz endlich nach und ich war völlig erledigt. Nach vier Stunden bekam ich eine weitere Tablette. In der Nacht spürte ich die Schmerzen zurückkommen und ließ mir gegen 2 Uhr noch eine geben. Danach war endlich Ruhe.
Ich wachte wie meist schlecht und zu wenig geschlafen durch die Schwestern auf, die das Frühstück brachten. Die Nacht war die Erste, die ich allein verbrachte da Marlene am Sonntag entlassen wurde. Sie hatte weder mit argen Schwellungen noch mit Schmerzen zu kämpfen. Sie blutete nur überdurchschnittlich viel aber das ließ auch bald nach, so dass ihr Aufenthalt sich auf 12 Tage beschränkte.
Der Katheter
An diesem Montag sollte ich nun auch den Blasenkatheter los werden. Die Schwester zog ihn mir noch vor dem Mittagessen. Auch dies ist ein Unangenehmes Gefühl aber dafür dauert es nur ein paar Sekunden. Ich ass und trank und die Blase füllte sich. Ich sollte zwei mal ordentlich auf Toilette gehen und mich dann zum Ultraschall melden. Dort angekommen beanstandete der Doktor allerdings, die Blase sei noch randvoll. Ich bettelte es noch einmal versuchen zu dürfen und verbrachte noch mal 15 Minuten auf der Toilette. Es kam ein bisschen was aber die Vermessenen 300ml waren es beim besten Willen nicht. So wurde entschieden, dass die Schwellung wohl die Harnröhre zu drückt und ich deshalb einen neuen Katheter bekommen sollte. Alles betteln mir mehr Zeit zu geben half nicht so dass ein neuer Katheter eingeführt wurde. Ich weiß nicht wie oft ich mich hier schon wiederholen muss aber auch das war kein angenehmer Augenblick. Aber kaum war der Katheter drin lief es auch schon heraus und Schluss endlich hatte ich über 700ml intus die anders nicht hätten entweichen können. Frustriert und ein wenig verängstigt kam ich mit neuem Beutel am Schlauch zurück in mein Zimmer wo meine Verlobte schon wartete.
Dienstag
Heute ist nun also Dienstag, der Stent ist raus, der neue Katheter noch vorhanden. Ich hatte seit der Operation drei mal Stuhlgang und bin leicht frustriert über den Verlauf der Heilung. Ich hatte mir einen Heimgang für Mittwoch oder Donnerstag ausgerechnet. Diese beiden Termine sind nun nicht mehr zu schaffen.
Ich hoffe nichts Wichtiges vergessen zu haben und halte euch hier weiter auf dem Laufenden. Ein Dank für all euren Zuspruch, eure Genesungswünsche und die Unterstützung. Danke auch an meine Besucher im Krankenhaus. Durch euch wurde es bisher nicht langweilig. Danke
Ich kann Dir nur noch mal alles Gute wünschen,
Deine Berichte sind ja z.Teil nicht sehr ermutigend,
wenn ich da weiter an mich denke…
Liebe Grüße
Christa
Das klingt wirklich alles andere als witzig. Wenn ich das so höre, möchte ich wirklich nicht mit dir tauschen und hoffe, sollte ich irgendwann eine GaOP durchführen lassen, dass ich dann mehr Glück hab…
Dir drücke ich allerdings auf jeden Fall jetzt die Daumen, dass du jetzt das schlimmste hinter dir hast und es nur noch besser wird! Wenn mir schon vom Lesen ganz anders wird, muss es für dich wirklich schlimm sein.
Alles Liebe und gute Besserung,
Alina
Liebe Jeanette, auch von mir alles Gute, ich wünsche Dir viel Geduld und Du wirst sehen, wenn alles abgeheilt ist, wirst Du Dich auch unten rum genießeen und das wunderbare Gefühl auskosten, Du solltest am Anfang nicht zu viel erwarten, auch bei bester Mentaler Vorbereitung muss sich das Gehirn auch mit der neuen Umgebung anfreunden, es ist auch für die Seele ein neuer Tripp und nicht umkehrbar. Ich hatte übrigens meine Op im Februar diesen Jahres und ich bin auch heute noch super begeistert. Michaela