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Die Geschichte mit meinem Vermieter (Teil 2)

Wie erwartet war der Auszug leider nicht das Ende der Geschichte.

Ende Oktober erhielt ich einen Anruf eines Anwalt bei meinem Arbeitgeber. Er wollte meine Adresse, um eine Forderung seines Mandanten an mich schicken zu können. Er erhielt nur die Faxnummer und so erhielt ich einen ziemlich umfangreichen Stapel Papier aus Rechnungen und einer Forderung, diese zu begleichen. Die Gesamtsumme umfasste rund 8.800 €.

Und wurde unter anderem folgendes vorgeworfen:

  • Mutwillige Zerstörung des Badezimmers, wodurch ein neues Badezimmer eingebaut wurde.
  • Übermäßige Abnutzung der Wände wodurch alle Wände und Decken neu tapeziert und gestrichen werden mussten.
  • Austausch aller Schlösser da die zurückerstatteten Schlüssel nicht die Ausgehändigten waren.
  • Zerstörung der in der Wohnung befindlichen Möbel die zum Objekt gehörten.
  • Ein Attest seines Arztes wegen einer Verletzung an seiner Hand.
  • Wasserschaden im Parkett im Schlafzimmer.

Da jede einzelne Forderung aus der Luft gegriffen war oder durch Mitschuld des Vermieters zustande gekommen war, sah ich mich gezwungen einen Anwalt einzuschalten. Über den Mieterschutzbund fand ich einen sehr kompetenten Herrn, der ein passendes Antwortschreiben an die Kläger verfasste.

  • Das Badezimmer wurde nicht beschädigt. Da uns fast 2 Monate das warme Wasser abgestellt wurde, hatte sich Kalk abgesetzt. Diesen nahm der Vermieter zum Anlass die Badewanne als „total verschmutzt und nicht mehr zu reinigen“ zu bezeichnen.
  • Ich hatte vier Regale an die Wand montiert. Dabei stellte sich heraus das die Außenwände Unsachgemäß erbaut wurden was zu größeren Dübellöchern führte. Hinter der Tapete bröckelte uns der Sand nur so entgegen.
  • Mir wurden mehrfach Schlüssel ausgehändigt und wieder zurückgezogen. Nur weil er nicht mehr wusste welche das waren mir den Austausch aller Schlösser in Rechnung zu stellen ist nun wirklich nicht rechtens.
  • Dass sich Möbel, insbesondere wenn Haustiere erlaubt sind, abnutzen ist in der Natur der Dinge. Er verlangte die Möbel im Originalzustand. Dies geht aber nach 3 Jahren nun wirklich nicht. Staub, leichte Verschmutzung und alltagsübliche Abnutzung zeigten sich bei den Möbeln die nicht aus erster Hand stammten deutlich.
  • Aus Teil 1 ist der Angriff auf meine Freundin bekannt. Dass er sich dabei selbst an unserem Wäscheständer verletzte auch. Den Arztbesuch stellte er nun in Rechnung? Nein Danke!
  • Bei dem Angriff aus Teil 1 ging es um einen Wäscheständer voller nasser Wäsche. diese tropfte nach dem Vorfall im Schlafzimmer auf den Boden (Wolle tropft ungeschleudert, darum stand der Wäscheständer ja auf der Terrasse). Dies verursachte einen Aufquellen des Parkett. Der einzige Punkt über den sich tatsächlich streiten ließ.
Nach Monatelangem Hin und Her über die Rechtmäßigkeit der Forderungspunkte verordnete das Amtsgericht eine Anhörung zur Gütlichen Einigung.
Zum ersten genannten Termin erschien der Anwalt meines ehemaligen Vermieters und der Vermieter selbst garnicht erst.
Zwischenzeitlich erhielt ich einen Brief zur Ansicht, in dem ein neuer Anwalt des Vermieters Einsicht in die Akten forderte.
Zum zweiten Termin erschien dann der neue Anwalt und der Vermieter. Der Vermieter wollte erst gar nicht teilnehmen weil er sich aus persönlichen Gründen nicht in der Lage sah, trat dann aber doch in den Saal. Mein großes Glück wie sich herausstellen würde.
Die Klage wurde verlesen und nach und Nach wurden die Punkte erläutert. Und damit begann die unvergessliche Show:
  • Der Vermieter fiel der Richterin ständig ins Wort.
  • Er beleidigte mich immer zu. Bezog sich auf mich mit „…Herr oder Frau … hat…“.
  • Trotz Zurechtweisung durch die Richterin hörten die Beleidigungen nicht auf sondern
  • Er bezeichnete meine Freundin als „Frau der Unterwelt, der Drogen- und Pornographieszene“
  • Er verleumdete unsere neue Wohnung da am Eingang „Zutritt für unter 18 Jähre nicht gestattet“ steht. Das dies der Eingang des im Erdgeschoss gelegenen Casinos ist vergas er geflissentlich und dass er uns offensichtlich nachgestellt hat auch.
  • Er behauptete, dass der Wasserschaden dadurch entstanden sei, dass meine Freundin im Schlafzimmer auf den freien Parkettboden gepinkelt hätte. Bei der Aussage hatte er sich es dann vollends bei jedem im Raum verscherzt.
Ich musste mich während der ganzen Aktion sehr zusammen reissen diesen Widerling nicht zusammen zu stauchen. Aber mein Anwalt mahnte, mich nicht einzumischen. So konnte der Vermieter sich bis zur Unkenntlichkeit selbst in die Scheisse reiten (Sorry für die Wortwahl aber es lässt sich nicht beschönigen).
Am Ende der Show hatte er alles verloren was für Ihn wichtig war. Seine Würde, seine Glaubwürdigkeit und offensichtlich auch seinen Anwalt, denn diesem war es mehr als offenkundig peinlich diesen Mann vertreten zu haben. Und als krönenden Abschluss nach der Verhandlung kommt noch der Vermieter zu meinem Anwalt und überreicht ihm seine Karte. Im Beisein seines eigenen Anwalt sprach er davon, dass mein Anwalt ihn doch in Zukunft vertreten solle.
Das vorläufige Ende vom Lied ist, dass er meine immer noch ausstehende Kaution für den Wasserschaden behalten durfte. Ich aber für keine weiteren Kosten mehr haftbar gemacht werden dürfe. Und von den Prozesskosten habe ich nur 15% zu bezahlen. Die restlichen 85% hat der Vermieter zu entrichten.
Die Moral von der Geschichte?
  1. Ich werde nie wieder in ein vom Vermieter selbst bewohntes Objekt ziehen.
  2. Mieterschutz ist ein Segen und die 60€ im Monat sind im Angesicht was sonst passieren könnte ein Witz.
  3. Ich werde mich nie wieder von einer Aussenstehenden Person so abhängig machen.
    • Post geht ins Büro.
    • Haustiere erstmal keine.
    • Niemals etwas leihen was nicht binnen einer Stunde zurückgegeben werden kann.
Ich hoffe euch passiert niemals so ein Mist und haltet euch von zu freundlichen Menschen fern.

1. Quartal 2012

Im Januar konnte ich nun endlich mit der Fotoepilation anfangen. Alle 3-4 Wochen eine Sitzung mit 45 Blitzen. Bisher hab ich 3 Sitzungen hinter mir die erstaunlich gut gewirkt haben. Die erste war mehr als schmerzhaft. Die folgenden wurden stetig angenehmer und die Wirkung ist beeindruckend. An den Wangen hab ich praktisch keinen Bartwuchs mehr. Links und rechts am Kin gibt es noch größere Felder von Haaren die sich vehement weigern zu verschwinden. Aber ich hab ja noch 9 Sitzungen um die los zu werden.

Das Gericht hat meine Personenstandsänderung akzeptiert und fordert einen hörenden Betrag wegen diesem Urteil. Hier muss ich gegen die Prozesskosten vorgehen.

Bezüglich meinem alten Vermieter wird mir unglaubliches Vorgeworfen. Messiverhalten, Zerstörung fremden Eigentums etc. Nur gut das wir Zeugen und Fotos haben die belegen das des Klägers Zeuge unglaubwürdig ist.

Ab Anfang April kommt ein neues Medikament-Gel zu meiner Sammlung hinzu. Progesteron-Gel darf ich nun verwenden. Ich erhoffe mir davon mehr Brustwachstum.

Mein Antrag zur OP liegt nun seit über 6 Wochen beim MDK ohne jegliche Rückmeldung.

 

endlich Frau

Lang hat es gedauert aber nun ist es endlich wahr geworden. Dank der Personenstandsänderung bin ich nun endlich offiziell und rechtsgültig eine Frau.

Keine Faxen mehr mit „Herr Jeanette“ und ähnlichen Anschreiben von offiziellen Behörden. Den neuen Personalausweis habe ich auch schon seit einigen Tagen. Jetzt noch einen neuen Führerschein beantragen und das alte männliche, bürokratische Ich ist Geschichte.

Juni/Juli 2011

Nachdem der Rechtskräftige Beschluss eintrudelte und ich einen Haufen Briefe am Ämter, Firmen und Behörden geschickt habe zeigen sich nun endlich Reaktionen ab.

Einige moderne Firmen wie Strom- und Mobilfunkanbieter haben per Email bestätigt. Andere kamen über den Postweg mit einer Bestätigung der Änderung. Allerdings fand ich auf dem Briefkopf sehr häufig die falsche, männliche Anrede vor. Fällt denen nicht auf das „Herr Jeanette Sophie…“ irgendwie falsch ist?

Von meinen Versicherungen habe ich neue Policen mit dem geänderten Namen bekommen und auch von der Rentenversicherungsanstalt habe ich einen Brief erhalten worin mir bestätigt dass ich eine neue Steuernummer bekommen habe und alle Daten transferiert wurden. Allerdings gab es auch eine Belehrung dass trotz weiblicher Seriennummer (2 Ziffern nach dem Buchstaben, kleiner 50 ist männlich, 50 und größer ist weiblich) ein Vermerk erhalten bleibt, dass ich meinen Personenstand damit noch nicht geändert habe.

Nun steht noch aus meinen Personenstand von männlich auch auf weiblich zu ändern. Das geht erst seit dem 11. Januar 2011 ohne Operation und wurde daher bei meinem Antrag von April 2010 noch nicht berücksichtigt.

Auch wenn ich jetzt schon einige neue Plastikkarten erhalten habe warte ich mit dem neuen Personalausweis noch ab bis der Personenstand auch geändert wurde. Sonst muss ich gleich wieder einen neuen Personalausweis beantragen.

Mein Psychologe hat mir nahegelegt mit dem Antrag auf Kostenübernahme nun auch zum Operierenden Arzt zu gehen um mich über die geschlechtsangleichende Operation aufzuklären und mich damit auf die Warteliste zu setzen.

April 2011

Am 13. April erhielt ich endlich den Bescheid vom Amtsgericht, dass meiner Vornamensänderung statt gegeben wird. Jetzt muss ich noch mal einen vollen Monat warten, ich könnte ja Widerspruch einlegen, und dann erhalte ich den Bescheid noch mal mit dem Vermerk „Rechtsgültig“. Somit hab ich jetzt einen Monat Zeit Visagistin und Fotograph zusammen zu bekommen um neue Passbilder für den Personalausweis machen zu lassen.

Dezember 2010

Vergeblich warte ich immer noch auf das Urteil zur Vornamensänderung.

Der ganze Monat war eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Vom kompletten zurück gehen in das männliche Leben bis übermenschlichen Glücksgefühlen war einfach alles dabei.

Das hab ich einer leichtsinnig veränderten Medikation und meiner neuen Liebe zu verdanken. Starke Emotionen neutralisieren angeblich den Testosteronblocker was mein inneres Gleichgewicht auf so manche Probe gestellt hat.

Aber mein innerer Kompass ist wieder zur Ruhe gekommen und ich bin mir meiner Sache wieder sicher.

November 2010

Viel Zeit haben sie sich gelassen aber am 25. November ist nun endlich mein Termin zur Anhörung beim Amtsgericht festgesetzt. Die Anhörung waren nur 20 Minuten, in der ich der Richterin noch mal in Kurzform erzählte, was sie schon in zwei schriftlichen Gutachten vorliegen hatte. Das Urteil ist jetzt nur noch eine Formsache und soll mir noch dieses Jahr zugeschickt werden.

Oktober 2010

Mein zweiter Gutachter teilte mir mit, dass das Gutachten am 29.09 an das Amtsgericht gegangen ist. Mitte Oktober habe ich immer noch keine Kopie vom Gericht „Zur Ansicht für Ihre Unterlagen“ bekommen. Unnötige Verzögerung.

Mitte Oktober wurde mir vom Gericht gesagt, das meine Akte direkt zur Richterin gegangen ist und mir in kürze ein Termin genannt wird.

Gutachten, die Zweite

Am Freitag bin ich extra nach Ulm gefahren, um mein zweites von zwei Benötigten machen zu lassen.

Im Wesentlichen ist es genauso abgelaufen, wie das Erste (Zur Beschreibung des ersten Gutachtens).

Mündlich wurde mir abschließend zugesagt, das dieses Gutachten auch zu meinen Gunsten geschrieben sein wird. Damit hab ich dann die beiden Unterlagen in der Tasche, die ich benötige, um meinen Vornamen rechtsgültig zu ändern. Wenn alles seinen geregelten Gang geht, müsste ich pünktlich zum neuen digitalen Personalausweis diesen mit meinen beiden neuen Vornamen bekommen. Wird auch echt Zeit. Mit den Fotos auf Personalausweis, Führerschein und Stadt-Fahrausweis habe ich nun wirklich nichts mehr gemein. Ich rechne bei jeder Fahrkartenkontrolle damit, angepöbelt zu werden, das ich die vorgezeigten Unterlagen gestohlen hätte oder der gleichen.

Sorry an Alle die mich um die Veröffentlichung eines meiner Gutachten gebeten haben. Ich kann das hier nicht veröffentlichen, da dort mein gesamter Lebenslauf beschrieben ist, mit zu persönlichen Details die nun wirklich niemand drittes etwas angeht.

Gutachten

Ich bin gerade auf dem Weg nach Böblingen zu meinem ersten Gespräch mit einem Gutachter/Psychologen für mein erstes Gutachten.

In Deutschland benötigt eine transidentische Person zwei positive Gutachten für eine rechtswirksame Vornamensänderung. Damit wird in der Geburtsurkunde noch nicht das Geschlecht geändert. Diese Änderung wird in Deutschland bisher nur nach einer geschlechtsangleichenden OP durchgeführt. Die politische Oposition versucht diesen Umstand gerade zu ändern.

Wenn der Abstand zwischen der erfolgreichen Vornamensänderung und dem Antrag zur geschlechtsangleichenden OP nicht zu groß ist, können diese Gutachten auch direkt den ausführenden Ärzten vorgelegt werden. Die Ärzte können aber dennoch zwei weitere Gutachten verlangen. Details dazu werde ich hier veröffentlichen, sobald ich etwas genaueres weis.

[UPDATE]

Das erste Gutachten ist schonmal positiv! freu

Inzwischen bin ich wieder zuhause. Das Gespräch für das Gutachten wurde für 3 Stunden veranschlagt, dauert aber dann doch nur eineinhalb Stunden. Total locker und teilweise sogar lustig sollte ich meinen geographischen und dann persönlichen Werdegang erzählen. Wie meine Jugend war, wie die Pubertät und was später kam. Der Psychologe schrieb alles mit und erzeugt dann aus den handgeschriebenen Seiten einen ca. 6 Seiten umfassenden Bericht für das Gericht. Ich erhalten den Bericht auch per Email. Wenn das geschieht, wurde das Ergebnis an das Gericht übermittelt, so das ich mich drauf einstellen kann bald den Termin für das zweite Gutachten zu bekommen.

[UPDATE]

Das erste schriftliche Gutachten ging nach nur 2,5 Wochen bereits zum Gericht und die Kopie per Email habe ich erhalten. Es umfasst 8 Seiten, inklusive 2 Seiten Zusammenfassung. Es fühlt sich gut an mal schriftlich von jemandem der auch was zu sagen hat eine Bestätigung zu bekommen, das man nicht verrückt ist und sich nicht nur alles einbildet. Meine Restangst und Zweifel sind wie weggespült.