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Sommerschwitze

Der Sommer zeichnet sich immer wieder zwischen den Gewittern ab und es ist inzwischen recht warm geworden. Zeit mal über ein wahrhaft feuchtes Thema zu sprechen.

Frauen, also solche, die das Glück hatten von Geburt an mit dem richtigen Körper zu leben, schwitzen bekanntlich meistens nicht so sehr wie es die Männer in der selben Situation tun würden. Das liegt maßgeblich daran, dass Männer mehr Schweißdrüsen in der Haut tragen.

Wenn Frau nun das Pech hatte, bei der Körperverteilung falsch bedient worden zu sein, kann es passieren, dass sie der unangenehmen Situation ausgesetzt ist, mehr Schweiß zu produzieren als gesellschaftlich anerkannt wäre und die üblichen Deos kompensieren können.

So geht es mir zumindest. Wenn ich zu Fuß unterwegs bin und mich bewege ist meist alles ok, aber sobald ich zum halten komme, gehen die Schleusen auf und in Sturzbächen läuft mir das Wasser die Stirn herunter und legt im Nacken die Haare in eine Pfütze. Ihr könnt euch vorstellen, das dies mehr als unangenehm ist. Kein Makeup kann dem widerstehen und die Frisur, insbesondere wenn ich die Haare offen tragen will, ist schnell dahin.

Ich hatte mich informiert und medizinisch lässt sich hier eigentlich fast nichts machen. Einzig Salbei hilft hier. Aber die Mengen die man davon konsumieren müsste sind jenseits dessen, was noch als gesund zu bezeichnen wäre. Die Apotheke und ein paar freundliche Tips konnten mir aber nun helfen und in der Hoffnung auch anderen Leidensgenossinnen zu helfen schreibe ich diese Zeilen.

Ich verwende nun das „Odaban Spray“ und „Sweatosan“ Dragees, was jeweils 15€ kostet. In der Dragee-Dose sind 50 Stück enthalten.

Das Spray braucht nur einmal pro Woche abends auf trockene, saubere, nicht gereizte Haut aufgetragen werden. Ich habe die üblichen Stellen unter den Achseln und im Nacken eingesprüht. Außerdem habe ich ein Watte-Pad mit dem Spray benetzt und dann damit das Gesicht, Hals und Décolleté abgewischt. Da die Verwendung doch minimal ist und das Fläschchen so recht lange halten wird, ist der Preis ok. Die Dragees nehme ich derzeit jeweils morgens und abends eine. So komme ich auf 25 Tage.

Mein Resume nach ein paar Tagen:

Die Haut fühlt sich merkwürdig verschwitzt an, wenn man sie aber anfasst merkt man, dass sie völlig trocken ist. Nicht ausgetrocknet aber eben nicht verschwitzt wie üblich.

Es ist fast ein neues Lebensgefühl sich auch mal in heißeren Situationen wieder zu entdecken ohne permanent mit einem Taschentuch das Wasser von der Stirn wischen zu müssen. Es ist wirklich Großartig.

Da ich glaube, dass die Wirkung zu 95% vom Spray ermöglicht wird. werde ich sehen ob es die Dragees in Zukunft überhaupt noch braucht.

Ich hoffe der Einen oder Anderen hiermit einen hilfreichen Tipp gegeben zu haben.

Medizinische Spätfolgen durch die Transition

Vorweg, ich habe mich zu dem Thema noch nicht ausgiebig informiert wenn gleich es eh schon wenig Informationen dazu gibt. Aber ich möchte den Stein ins Rollen bringen das sich auch andere mit dem Thema beschäftigen.

Wir, die Transsexuellen, also auch ich haben das Problem, im falschen Körper geboren worden zu sein. Also in meinem Fall einem Körper der männliche Merkmale hatte. Ich habe Hormone zugeführt, männliche Hormone durch Medikamente unterdrückt. ich habe mich vier mal auf dem OP-Tisch einer Vollnarkose ausgesetzt und operieren lassen. Außerdem trage ich Schuhe die nicht für so große und damit schwere Menschen gedacht sind.

All das ist schon eine ziemliche Last für meinen Körper. Ich frage mich nun, wie sieht meine Zukunft aus? Die Hormone haben den Haushalt meines Körpers ganz schön durcheinander gewürfelt. Die Operationen sind gut verlaufen und ich habe mich erholt. Narben bleiben aber dennoch. Durch hochhackige Schuhe ist meine Körperhaltung besser geworden, ich stehe gerader, aber was halten meine Füße davon?

Zu Füßen gibt es ausgiebige Studien und gruselige Fotos vom Ortopädden zeigen, dass Frauen wirklich viel in kauf nehmen um auf ihren zu hohen Schuhen aufsehen zu erregen. Sie zwängen ihre Füße in viel zu kleine Schuhe wenn es diese nicht in ihrer Größe gibt. Ignorieren die angeborene Fußform zugunsten eines Designerschnitts der bestenfalls einer Schneiderpuppe passt.

Aber die Schuhe sind in meinem Fall wohl eher die Harmloseren Faktoren.

Wie wird sich mein Körper in den nächsten 30 oder 40 Jahren noch verändern? Bin ich weiterhin der Alterung eines männlichen Körpers unterlegen oder werde ich älter, so wie Frauen allgemein?

Mal ganz davon abgesehen, dass nur wenige Vorfahren eines natürlichen Tod gestorben sind. Meine Familie väterlicher und mütterlicher Seits hat schon über Generationen hinweg mit Krebs zu kämpfen. Meine Mutter macht gerade Chemo, mein Vater ist dem Krebs bereits vor 13 Jahren erlegen.

Ich muss dem realistisch sein. Ich habe jetzt noch 10 bis 15 Jahre eine halbwegs glückliches Leben bevor mich das alter und womöglich der Krebs erwischt.

Und hier meine Fragen an euch:

  1. Wie geht ihr mit so einer Perspektive um?
  2. Kennt ihr Studien zum Altersverlauf von Transfrauen?

Fragen zur Reaktion in der Öffentlichkeit

Kürzlich wurde ich gefragt, wie ich mit Situationen klar komme, in denen ich mehr als der übliche Passant gemustert wurde und womöglich sogar den Spott von ein paar Jugentlichen auf mich gezogen habe. Letzteres passiert mir nicht mehr so häufig aber ein mal pro Jahr erwischt es mich dann doch. Hier nun mein Rat wie ich damit umgehe wenn ich schon aus der Distanz als merkwürdig wahrgenommen wurde und so das Getuschel und den Spott auf mich gezogen habe:

Wir Transfrauen geben uns alle Mühe weiblich gekleidet und geschminkt auf die Strasse zu gehen. Das setze ich jetzt einfach mal voraus. Dennoch haben wir Makel die wir nicht wegzaubern können. Körpergröße, Statur und Gangart sind untrügliche Merkmale dafür, das etwas nicht stimmt. Das reicht meist aus, dass Passanten genauer hingucken weil sie durch dieses ungewöhnliche Vorkommnis aufmerksam gemacht werden. Das passiert total unbewusst. Die Passanten „suchen“ nicht nach Merkwürdigkeiten an ihren Gegenübern sondern da schaltet das Gehirn unterschwellig auf „vorsicht“ wenn etwas nicht so ist wie es das gewohnt ist.

Wenn Frau nun etwas größer ist als üblich, die Schultern etwas markanter sind und die Gangart nicht von einem breiten Becken zeugt dann sind das schon drei Merkmale womit Frau die Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Bei mir treffen zumindest die ersten beiden Punkte zu. Ich bin 1,89cm groß, lasse es mir aber meist nicht nehmen 4-7cm Absätze zu tragen. Dazu hab ich ein breites Kreuz. Das ich so auffalle ist ganz klar und bin ich zumindest was die Absätze angeht selber schuld. Aber wenn schon dann richtig 🙂

Was die Gangart angeht behelfe ich mir hier gerade mit den Absätzen. Absätze sorgen dafür dass du mehr Po-Spannung aufbaust und etwas mehr Schaukelst. Das kommt dem üblichen Hüftschwung einer Frau mit breitem Becken recht nah.

Woher ich das weiß? Ich bin quasi Laufsteg gelaufen und hab mich von guten Freunden beurteilen lassen und hab geübt 🙂

Also auch wenn du noch so weiblich gekleidet warst, von der Distanz ist die Silhouette doch als erstes zu sehen und wenn da auffällt dass die Schultern zu breit sind und du zwischen anderen Menschen etwas herausragst dann reichte das schon aus.

Was wir dagegen tun können?

Gar nichts. Rein gar nichts. Ich wünschte ich könnte da aushelfen aber Körpergröße lässt sich nicht verändern und ein breites Kreuz geht nur bedingt durch Hormone zurück (Muskelabbau). Das Einzige was hilft ist dazu zu stehen. stolz zu sein auf das was und wer du bist. Freude und Freundlichkeit ausstrahlen und damit glücklich sein so überhaupt leben zu können und zu dürfen. Ich meine in anderen Ländern ginge es uns wohl ziemlich dreckig.

Und eine positivie Ausstrahlung ist mehr wert als jeder Lippenstift 🙂

Ja ich erlebe es nahezu täglich das ich etwas genauer beäugt werde. Jung ob alt, Mann oder Frau. Aber eines weiß ich sicher. Wenn ich schlecht gelaunt war, duckmäuserisch mit krummem Rücken und einer miesen Fresse im Gesicht anzutreffen war, haben die Passenten deutlich negativer reagiert als wenn ich mit erhobenem Haupt, stolz und glücklich war. Was ich meine ist, auf jemanden der am Boden liegt lässt sich leichter treten als auf jemanden, der aufrecht steht.

Nimm dir das zu herzen. Auch wenn dein Tag nicht so dolle war, du eine schlechte Nachricht erhalten hast oder irgendetwas nicht so geklappt hat wie du es dir gewünscht hast. Zeige es niemandem! Du bist glücklich, du schaffst das. Alles andere und vor allem die Meinung anderer ist egal solange du dich wohl fühlst in dem was du tust und bist.

Blicke

Ein sehr großes Thema für jede Transsexuelle ist es, in der Öffentlichkeit aufzutreten, und wie die Reaktionen darauf wohl sind. Es ist nunmal leider so, das wir uns nicht durch das definieren was wir sind, sondern als was wir wahrgenommen werden.

Das Leben als Transsexuelle in der Öffentlichkeit muss man zumindest am Anfang wie in einem perfekten Überwachungsstaat vorstellen. Um so schlechter das Passing, also das Einpassen in die weibliche Rolle, am Anfang ist, um so mehr Personen um dich herum werden dich begaffen. Die größte Angst von Ungeouteten ist wohl die, im Rampenlicht zu stehen. Was das angeht stellte ich vor 105 Tagen keine Ausnahme dar.

Die erste Woche ist wohl die größte Hürde und die schwerste Zeit. Wer keinen Styleberater sein eigen nennen kann, muss sich eben selbst jeden morgen überlegen was Frau anziehen soll. Dabei empfiehlt es sich, Styleguids, wie z.B. von Otto.de zu beachten und sich strikt daran halten. Wenn Frau schon auffällt, dann doch wohl so wenig wie möglich. Ich halte mich an den Guide schon seit dem ersten Tag ohne Ausnahme und wenn man auch danach einkauft ohne sich von ach so tollen Kleiderstücken verlocken zu lässt, dann wird das Passing mit der Zeit immer besser.

Je nach dem welche Defizite der Körper so mit bringt, ich z.B. bin mit 1,89m ziemlich groß, dann fällt man von vornherein mehr oder weniger auf. Da ich fast immer alle umstehenden Frauen um knapp einen Kopf überrage, falle ich deutlich auf und was auffällt wird nunmal genauer begutachtet.

Und jetzt kommt das beste: Wenn man sich eingewöhnt hat, selbstsicher und nicht gekünstelt man selbst ist, dann verändern sich auch die Blicke der Passanten. Einerseits wird man gar nicht mehr so arg angestarrt. Vielmehr wird man kurz gemustert und für gewöhnlich war es das dann auch schon. Wenn das Passing gut ist, wird man endlich als Transsexuelle wahrgenommen, und nicht mehr als skurrilen Mann in Frauenkleidern. Natürlich kommt es immer mal wieder vor, das jemand abschätzig oder gar angewidert schaut, aber damit muss man einfach klar kommen. Mir passiert es allerdings immer häufiger, das ich nicht angeschaut oder angegafft werde, sondern sogar abgecheckt werde. Damit ist der Blick von zumeist Männern gemeint, mit dem sie prüfen ob der Gegenüber eine gute Partie ist. Wenn es mit diesen Blicken anfängt hat man es geschafft. Es können sich noch so viele Menschen ohne Anstand dich den Tag über angaffen, wenn dich einmal ein Mann abcheckt ist der Tag gerettet. Viel mehr Lob für dein eigenes Passing wirst du so bald nicht bekommen.