Gefühle, Liebe und Schmerz
Es fällt mir nicht ganz leicht über dieses Thema zu schreiben, ist es doch nicht so leicht seine eigenen Gefühl zu reflektieren.
Der Dezember 2010 war mit Sicherheit einer der schwersten dieses Jahr. Zuerst hatte ich subjektiv das Gefühl, das wenn ich Nachts heim komme und direkt die Medikamente vor dem Schlafen nehme, dass meine Brust dadurch schneller wächst. Daraufhin hab ich den Testosteronblocker und die Östrogene immer schon vor dem Schlafengehen genommen was meine Gefühlswelt ganz ordentlich durcheinander warf.
Dazu kam noch, das ich mich verliebte, aber meine bessere Hälfte sich Ihrerseits nicht sicher war, wären wir doch das doppelte Fragezeichen (Lesbisch? oder doch nicht?). Über diese Unsicherheit und die Angst sie zu verlieren brach in mir immer wieder heftig Panik aus.
Später fand ich auch noch heraus, das starke Emotionen den Testosteronblocker neutralisieren kann was mein Chaos im Kopf noch förderte.
Ich saß wieder zitternd, heulend im Büro fest und war alles andere als arbeitsfähig.
An dieser Stelle möchte ich mich mal bei meinem besten Freund und seiner Freundin für die Unterstützung und den Beistand bedanken. Ohne euch wäre ich längst zerbrochen. Alle halten mich für eine starke Frau aber in Situationen wie diesen merke ich doch wie verletzlich ich doch (geworden) bin.
Leben und Liebe als Transgender mag sich mancher als schwierig vorstellen aber man macht sich kein Bild was der Partner dabei für ein Gefühlschaos durchleben muss. Eingekleidet und geschminkt ist eine Sache. Ohne Kleidung im Dunkeln, reduziert auf den Tastsinn und das was man hört verändert die Vorstellung schon sehr. Ich beschreibe hier was mir mein Gegenüber erzählt und beschrieben hat. Ich wurde im Geiste als Frau wahrgenommen und geliebt aber reduziert auf so wenig Sinne bin ich plötzlich wieder ein Mann, zumal mir die Geschlechtsangleichende OP noch bevor steht. Die Silhouette im Gegenlicht und dazu die Stimme tragen dabei nicht gerade zum Passing bei.
Das deswegen Beziehungen zerbrechen oder gar nicht erst tiefer gehen wundert mich daher kein bisschen. Es wird also Zeit die OP machen zu lassen und wieder zum Stimmtraining zu kommen.
Ich kann dich ja soooooo verstehen…..Ich habe einen kleinen Vorteil, ich habe mir vor 3 Monaten den Kehlkopf abflachen und die Stimmbänder verkürzen lassen. Ist quasi wie eine Neugeburt. Seither hat sich sehr viel verändert. Hätte selber nicht gedacht, dass soviel an Kehlkopf und Stimme hängt, ist aber definitiv so!
Da bei mir die beschissene Zeitvorgabe der Krankenkasse auch noch nicht vorbei ist hsabe ich mich jetzt erst einmal mit ner Kastration weiter geholfen. Kenne einen guten Urologen der das durchführt.
Aber bei Zärtlichkeiten habe ich immer Angst. Ich mag es auf einer Seite im Genitalbereich gestreichelt zu werden, aber auf anderer Seite schäme ich mich und ist es mir unangenem. Ich habe immer Angst dass mein Partner mich für einen Moment als Männlich ansieht. Auch wenn er es abstreitet bleibt die Angst. Vielleicht lügt er ja um mich nicht zu verletzten. Tja…..wenn man doch erst alles hinter sich hätte.
Kim-Sophie