über mein Leben

Freunde kommen und gehen

In den letzten 1,5 Jahren habe ich verhältnismäßig viele Freunde kommen und gehen sehen.

Mit manchen verkracht man sich, anderen gefällt nicht was ich sage oder können nicht akzeptieren wer ich heute bin. Andere ziehen einfach nur weg und verschwinden dadurch aus dem Tagesgeschehen.

Aber es gibt zum Glück auch Freunde, die immer zu mir stehen und akzeptieren alles was ich tue, solang ich mir selbst treu bleibe.

An dieser Stelle mal ein Dank an alle, die mir geholfen haben aus einem steinigen Weg eine gepflasterte Strasse zu machen, auf der ich noch sehr lange meinen Weg gehen werde. Und ein ganz großes Dankeschön an meinen Sonnenschein. Familienstand „verlobt“ ist ein wunderbares Geschenk.

Gaffer

Apropos hinterher sehen.

Ganz normales Volk, wenn es mir hinterher haut kann man sehr leicht dadurch irritieren, wenn man diese anstarrt. Schnell fühlen sie sich ertappt und schauen weg.

Anders hingegen bei Bauarbeitern oder anderen Männern, die niederen Jobs nachgehen. Zurückstarren bringt hier gar nichts, da diesen Menschen meist jede Form von Anstand verloren gegangen ist.

September 2011

Ein Monat nach unserem Umzug haben wir uns schon sehr gut eingelebt.

Ich wurde nach Fotos zur Dokumentation des Bartwuchses gefragt. Diese sind mit dem Antrag nun endlich beim Technischen Dienst der Krankenkasse. Warum dauert das bloß alles so lange? Der Krankenkasse ist es sichtlich egal dass ich leide, dass ich jeden Tag mit Bartwuchs aufwache und mich jeden Morgen aufs neue rasieren muss um dann doch mit merkwürdigen Blicken angesehen werde, da der Bartschatten unübersehbar ist. Wie soll ich vollwertig als Frau leben wenn doch so ein markantes Merkmal dem im Weg steht?

Der Antrag zur Kostenübernahme der geschlechtsangleichenden OP ist auch schon raus. Bleibt abzuwarten wie lange ich bei diesem Antrag warten muss. Gefolgt von etwa 3 Monaten auf der Warteliste vom ausführenden Arzt.

Reaktionen von Mann und Frau

Männer sind doch einfach gestrickt. Lauf ich in Jeans und T-Shirt rum, interessiert es inzwischen niemanden mehr. Trag ich aber ein Top dessen Ausschnitt deutlich mehr zeigt, guckt mir jeder Kerl dort hin oder schaut mich generell genauer an. Dass er bei genauerem hinsehen entdeckt, das hier irgendwas nicht stimmt ist dann nur noch eine Frage der Zeit.

Einzelgänger Lächeln mich dann oft an mit einem Blick der mir klar macht, er würde mich gerne ansprechen, traut sich aber nicht.

Sind die Männer allerdings in Gruppen unterwegs wird frei nach Klischee gelästert.

Frauen hingegen Lächeln und zeigen mir, dass sie meinen Mut toll finden.

Frauen in Gruppen oder mit Partner hingegen sind genauso eckig wie Männer, wenn sie im Rudel unterwegs sind.

Ich hab große Angst oder Respekt davor, diese Art von Reaktionen mein restliches Leben erwarten zu müssen.

Arztbesuch in Bogenhausen

Am 9. September 2011 hatte ich mein erstes Vorsprechen in Bogenhausen. In der Klinik, genannt „Beckenbodenzentrum Bogenhausen“, arbeitet Dr. Liedl, den ich mir für meine geschlechtsangleichende OP ausgesucht habe.

Das Team rund um den Doktor macht einen professionellen, eingespielten Eindruck. Beim Doktor Liedl selbst bin ich mir noch etwas unschlüssig, was ich von Ihm halten soll. Fachlich ist er einer der besten Operateure in Deutschland.

Beim Gespräch erläuterte es sehr genau, was die OP umfassen wird und wie diese ablaufen würde. Außerdem hat er mir einige Dokumente mitgegeben, die, an meine anderen Ärzte weitergereicht, dazu führen sollen, dass die nötigen Genehmigungen eingeholt werden können.

Die Zeit auf der Wartezeit beträgt etwa 3 Monate, aber da die Krankenkasse immer noch wegen der Laserepilation auf sich warten lässt, wird das wohl nicht ganz so schnell gehen.

August 2011

Dieser August war extrem turbulent. Nachdem die Anfeindungen von Seiten meines Vermieters untragbar wurden, haben wir ende Juli fristlos gekündigt und sind zum 27. August ausgezogen. Der Vermieter mag nur ruhige, pflegeleichte Mieter die bloss nix von ihm wollen, aber alle seine Regeln befolgen. Aber wenn wir etwas wollten wurde dem nicht entsprochen. Den ganzen August lang haben wir ausschliesslich kalt geduscht weil er der Meinung war wir würden zu viel Wasser verbrauchen. Die Beleidigungen und Übergriffe gegen meine Freundin wurden immer heftiger, dass wir sogar Anzeige in 4 Punkten erstatten mussten. Mehr dazu schreib ich demnächst unter „Erlebnisberichte“.

Ich hab für den 9. September eine Beratungsgespräch beim ausführenden Arzt meiner Wahl für die große OP. Ich werde zum Herrn Dr. Liedl nach München gehen, hat doch er und die Klinik Bogenhausen einen hervorragenden Ruf. Außerdem komme ich ja ursprünglich aus München und bin dank dort lebender Familie auch nicht allein. Mal ganz davon abgesehen dass meine Freundin jetzt schon wissen will, wann das sein wird, dass sie sich entsprechend Urlaub nehmen kann.

Mein Passing scheint inzwischen nahezu perfekt zu sein. Nur wenn ich etwas „overdressed“ bin, werde ich begutachtet aber sonst gehe ich in der Masse einfach unter und werde nicht begafft. Fühle mich langsam „angekommen“.

Juni/Juli 2011

Nachdem der Rechtskräftige Beschluss eintrudelte und ich einen Haufen Briefe am Ämter, Firmen und Behörden geschickt habe zeigen sich nun endlich Reaktionen ab.

Einige moderne Firmen wie Strom- und Mobilfunkanbieter haben per Email bestätigt. Andere kamen über den Postweg mit einer Bestätigung der Änderung. Allerdings fand ich auf dem Briefkopf sehr häufig die falsche, männliche Anrede vor. Fällt denen nicht auf das „Herr Jeanette Sophie…“ irgendwie falsch ist?

Von meinen Versicherungen habe ich neue Policen mit dem geänderten Namen bekommen und auch von der Rentenversicherungsanstalt habe ich einen Brief erhalten worin mir bestätigt dass ich eine neue Steuernummer bekommen habe und alle Daten transferiert wurden. Allerdings gab es auch eine Belehrung dass trotz weiblicher Seriennummer (2 Ziffern nach dem Buchstaben, kleiner 50 ist männlich, 50 und größer ist weiblich) ein Vermerk erhalten bleibt, dass ich meinen Personenstand damit noch nicht geändert habe.

Nun steht noch aus meinen Personenstand von männlich auch auf weiblich zu ändern. Das geht erst seit dem 11. Januar 2011 ohne Operation und wurde daher bei meinem Antrag von April 2010 noch nicht berücksichtigt.

Auch wenn ich jetzt schon einige neue Plastikkarten erhalten habe warte ich mit dem neuen Personalausweis noch ab bis der Personenstand auch geändert wurde. Sonst muss ich gleich wieder einen neuen Personalausweis beantragen.

Mein Psychologe hat mir nahegelegt mit dem Antrag auf Kostenübernahme nun auch zum Operierenden Arzt zu gehen um mich über die geschlechtsangleichende Operation aufzuklären und mich damit auf die Warteliste zu setzen.

Rechtskräftig

Ein Jahr und knapp 2 Monate nach dem Antrag beim Amtsgericht Stuttgart ist das Ergebnis vorgestern endlich im Briefkasten eingetrudelt. Rückwirkend seit dem 24. Mai ist die Vornamensänderung nach §§ 1 ff TSG nun endlich rechtskräftig. Das bedeutet, die Warterei auf dieses Amt hat nun endlich ein Ende und der Papierkrieg mit allen anderen Ämtern fängt an.

Ich lass mir neue Passbilder machen und einen neuen Personalausweis ausstellen. Außerdem müssen alle wichtigen Stellen von mir mit einem Schreiben beehrt werden, bei dem eine Kopie des Beschlusses beigelegt ist. Dazu gehören Finanzamt, Einwohnermeldeamt, Banken, (Kranken-, Unfall-, Lebens-, Haftpflicht-)Versicherungen, Führerscheinstelle, GEZ, Verträge wie Telefon, Handy, Strom, Gas und wichtige Onlinedienste.

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Wer noch nicht ausgetreten ist, jetzt ist der beste Zeitpunkt aus der Kirche auszutreten, denn diese verabscheut Transgender Wie und ob diese auf dieses besondere Schreiben reagieren werd ich hier auch veröffentlichen.

Mai 2011

Warte immer noch auf den Beschluss vom Amtsgericht.

Von meinem Psychologen habe ich einen Antrag an meine Krankenkasse aufgesetzt bekommen, damit diese die Kosten für die Laserepilation übernehmen.

Kleidung: Unterwäsche

Nichts wünscht man sich sehnlicher als die männlichen, maskulinen Kleidungsstücke los zu werden und voll und ganz weiblich gekleidet den Alltag bestreiten zu können. Man zieht also los und kauft sich (hoffentlich) dem Alltag angemessene Kleidung, Röcke, Hosen und Oberteile. Aber was darunter? Natürlich ab in die Damenunterwäsche-Abteilung, ein paar große BHs mit kleinem Körbchen gegriffen und dann die Frage:

Kauf ich mir den passenden Slip dazu?

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